Österreich
Betreiberin einer "Seitensprung-Agentur" vor Gericht
Betrug durch Hinhaltetaktik bei einer Mehrwertnummer - Verhandlung vertagt
Linz - Die Betreiberin einer "Seitensprung-Agentur" muss
sich wegen des Verdachtes des gewerbsmäßigen Betruges seit (heute)
Freitag am Landesgericht Linz vor einem Einzelrichter verantworten.
Ihr wird vorgeworfen, sie habe Anrufer bei einer Mehrwertnummer
möglichst lange in der Leitung gehalten, um damit ihre Einnahmen
daraus zu steigern. Die Verhandlung wurde vertagt, um ein Gutachten
einzuholen. Den Anrufern der Seitensprung-Agentur wurden nicht nur sexuelle
Dienste angeboten, sondern auch der Kauf von Mobiltelefonen und
Computerspielen. Wer sich meldete, wurde mit "Hinhaltetaktik" so
lange wie möglich am Telefon gehalten, denn den Anrufern wurden
jeweils 80 Groschen (0,0581 Euro) pro Sekunde verrechnet, einen
erheblichen Teil davon kassierten die Betreiber der Nummer. Acht mit
saftigen Telefonrechnungen geschädigte Anrufer schlossen sich der
Anklage als Privatbeteiligte an.
Die 27-jährige Linzerin war vor Gericht grundsätzlich geständig.
Sie verantwortete sich damit, dass ihr "Freund" sie mit Schlägen und
Vergewaltigungen zur Einrichtung und zum Betrieb der Mehrwertnummer
sowie zu Hausbesuchen bei den Anrufern und dort einschlägigen
Dienstleistungen gezwungen habe. Die Einnahmen aus diesen Tätigkeiten
habe ihr "Freund" kassiert.
Dieser habe sich ständig in ihrer Nähe aufgehalten, damit sie sich
seinen Befehlen nicht entziehen könne. So sei es ihr auch nicht
gelungen, mit dem Telefon um Hilfe zu rufen. Ein Ex-Freund habe sie
schließlich "befreit", danach habe sie Anzeige gegen ihren Peiniger
erstattet. Dieser ist bereits wegen Zuhälterei, Nötigung und
Körperverletzung verurteilt worden.
Der Verteidiger beantragte die Erstellung eines psychiatrischen
Gutachtens. Damit soll bewiesen werden, dass die Frau unter massiven
Druck gestanden habe und deswegen für ihre Taten nicht zur
Rechenschaft gezogen werden könne. Die Verhandlung wurde auf
unbestimmte Zeit vertagt. (APA)