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Foto: APA/Jäger
Graz - Einer Pionierin der österreichischen Architekturgeschichte, der in Wien lebenden Anna-Lülja Praun, wird am 15. März die Ehrendoktorwürde der Technischen Universität (TU) Graz verliehen. Anlässlich der Auszeichnung der Universität, an der die heute 96-Jährige Grand Dame der Architektur vor 78 Jahren unter ausschließlich männlichen Kollegen ihr Studium aufnahm, wird in Graz auch eine Ausstellung zum Leben und Werk der Architektin gezeigt. Zu sehen ist die Schau ab dem 7. März in den Räumen des Grazer Kunstvereines. Nach Graz war die im Jahr 1906 in St. Petersburg geborene Architektin im Jahr 1924 aus zwei Gründen gekommen, erklärt der Grazer Historiker Heimo Halbrainer, der die Schau in die steirische Landeshauptstadt bringt, im Gespräch mit der APA. "Zum einen genoss die TU einen ausgezeichneten Ruf in Südosteuropa und zum anderen hatte sie neben Bulgarisch und Russisch auch noch Deutsch gelernt". Prauns Eltern hatten sich in der Schweiz im Exilkreis um Lenin, Kropotkin und Trotkzi Anfang des 20. Jahrhunderts kennen gelernt und übersiedelten nach einer kurzen Zeit in St. Petersburg mit ihrer Tochter nach Bulgarien, von wo sie 1924 nach Graz kam. Zeitlose Möbel Einige Zeit lebte und arbeitete Praun in Graz mit dem deklarierten Anhänger des internationalen Baustils und engagierten Sozialisten Herbert Eichholzer zusammen und wurde im Zusammenhang mit den Februarkämpfen 1934 kurz inhaftiert. Nach der Trennung von Eichholzer begann sie 1936 im Atelier von Clemens Holzmeister u.a. an der Planung des türkischen Parlaments und des Salzburger Festspielhauses mitzuarbeiten. Nach Kriegsbeginn ging sie über Paris wieder nach Sofia, wo sie für die bulgarische Eisenbahndirektion plante. 1942 kehrte Praun nach Wien zurück, heiratete Richard Praun, den sie im Atelier Holzmeisters kennen gelernt hatte und der nach Holzmeisters Emigration dessen Wiener Atelier leitete. Destillierte Modernität Nach Kriegsende wirkte Anna-Lülja Praun in Wien in ihrem eigenen Atelier vor allem als Innenarchitektin. So schuf sie in den 50er Jahren in dem von Josef Frank gegründeten Einrichtungshaus "Haus und Garten" zeitlose Möbel ganz nach ihrer Maxime: "Die Gültigkeit der Form muss so lange währen, wie das Material hält". Dieses Prinzip setzt sie bis heute fort. Ihre Auftraggeber wie u.a. György Ligeti schätzen die Ästhetik des Praun-Stils, den Architekturkritiker Otto Kapfinger in seiner Rede anlässlich der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der Österreichischen Gesellschaft für Architektur im MAK 1999 folgendermaßen charakterisierte: "Das Geheimnis von Prauns Raumgestaltungen und Gegenständen liegt in einer aus Lebenserfahrung und Handwerkskunst destillierten Modernität, die der Zeit und dem Geist, aber keinem Zeitgeist verpflichtet ist". (APA)