Parlament
Universitäten und Fachhochschulen als dominierendes Thema
Vollunis wollen Mediziner unter ihrem Dach behalten
Wien - Österreich könnte
schon bald drei neue Universitäten haben. Dann nämlich,
wenn der von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (VP) am
Donnerstag bei einer Fragestunde im Parlament präsentierte Entwurf für ein neues
Universitätsgesetz tatsächlich
umgesetzt wird. Der (nicht
endgültige) Entwurf sieht vor,
dass die Medizinischen Fakultäten Wien, Graz und Innsbruck eigene Medizinuniversitäten werden.
Die Unis sind sich intern
völlig uneinig. Rektoren und
die BUKO-Medizinkommission (Bundeskonferenz des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals) sind strikt
gegen eigene Medizin-Unis.
Die Dekane der Medizinischen Fakultäten wollen indes
eigene Unis für ihre Zunft und
haben sich grundsätzlich mit
dem Ministerium auf eigene
Unis geeinigt - nicht innig
überzeugt, sondern mehr aus
einer als Zwangslage empfundenen Situation heraus. Das
Gesetz entmachte die Fakultäten, die besonderen Bedürfnisse der Mediziner (Uni-Kliniken) blieben unbeachtet.
Daher seien eigene Medizin-Unis die "logische Konsequenz" aus dem Ministeriumsentwurf und nicht
"Selbstzweck", meint etwa der
Grazer Dekan Helmut Wurm.
Sollten aber "Medizinspezifika" Eingang im endgültigen
Gesetz finden, hätten die Mediziner nichts dagegen, in der
Volluni zu bleiben.
Die Grazer Uni mag sich ohnedies mit den Scheidungswünschen ihrer Mediziner
nicht abfinden. In der mittwöchigen Senatssitzung habe
man, so Rektor Lothar Zechlin
im STANDARD-Gespräch, eine
Arbeitsgruppe eingesetzt und
einen Brief an alle Angehörigen der trennungswilligen
Medizinischen Fakultät formuliert, um den Dialog -
"vielleicht etwas spät" - wieder aufzunehmen. Jetzt sei das
Ministerium gefordert, einen
adäquaten Gesetzesvorschlag
zu machen, der den erhofften
Verbleib der Mediziner in der
Volluni ermögliche.
Die Innsbrucker Fakultät ist
besonders skeptisch, was eigene Medizin-Unis betrifft.
Vizedekan Hartmann Hinterhuber verhehlt im STANDARD-
Gespräch nicht, dass die Innsbruckern am liebsten in der
Gesamtuni eingebettet bleiben
möchten, im Verbund mit der
Gesamtuni seien die besten
Leistungen möglich. Man habe auch "Wünsche nach verbesserter Autonomie" für die
Mediziner deponiert: "Aber
das Ministerium wollte nicht
mehr darüber diskutieren..
Für den Wiener Medizin-
Dekan Wolfgang Schütz
"bringt die gesetzliche Regelung automatisch als Sachlösung eigene Medizin-Unis
hervor". Die von "seinem"
Rektor Georg Winckler vertretene "Tradition der Volluni"
habe "historischen Charakter,
der einem Zeitgeist weichen
muss". (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.3.2002)