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"Put the 'off' button on."

George Walker Bush, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

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Spot und Barney hatten sicher ihren Spaß.

Auf dem Rasen vor dem Weißen Haus, auf ihren ureigensten Hoheitsgebiet, ihrem Pinkel-und-Kack-Refugium, war Anfang dieser Woche endlich mal ordentlich was los. George W. Bush, das „Herrl“ der beiden Hunde im allgemeinen und der Welt im speziellen, gab Gas. Diesmal speiste sich sein Slogan-Stakkato jedoch nicht aus Kauderwelschereien wie „Elkejda“ und „Osäma“. Diesmal lud Bush zur

foto: apa/white house

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South Lawn Motorshow.

Nun ist Bush zwar Politiker. Aber an diesem Tag war er Autohändler. Genaugenommen sind Politiker nichts Anderes als Autohändler. Du hast ein Produkt und musst es an den Kunden bringen. Egal wie schlecht das Teil und wie gut die Konkurrenz ist. Du musst es VERKAUFEN. Bush verkaufte. Der CEO der weltweit größten Automobilnation präsentierte seine Vision von einer mobilen Zukunft. Flankiert wurde Bush während seiner Rede von drei Neuentwicklungen aus "Motown" Detroit:

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Allen drei gemeinsam: Wunderwaffe an Bord.

„Hybrid-Antrieb“ lautete das meistgebrauchte Wort in Bushs Verkaufsgespräch. DAS sei DIE Lösung: Deutlich weniger Emissionen, deutlich mehr für die Umwelt. Durch die Kombination aus Elektro-/Brennstoffzellen- und Verbrennungsmotoren lassen sich die Verbrauchswerte erheblich reduzieren. Eine wirkliche Alternative ist dieses Konzept dennoch nicht. Vielmehr sehen die Entwickler im Hybrid-Antrieb einen notwendigen Zwischenschritt hin zur endgültigen Loslösung von fossilen Brennstoffen. Die Technik ist noch nicht so weit. Noch lange nicht. Wirklichen Alternativen prophezeien Experten erst in Jahrzehnten die Großserienreife.

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So viel Zeit hat George W. Bush nicht.

Er will Gutes für unsere Umwelt. Für dich und mich. Und damit: Welcome to the Show. Und die hat ein, zwei Inszenierungsfehler. Dramaturgie? Supa. Inhalt? Fragenicht. Oder doch? Bush wurde mit Geldern texanischer Ölbarone in den Präsidentensessel gehievt. Maßgebliche Zuwendungen erhielt der Republikaner vom US-Energiemulti Enron, dem größten Erdgasprozenten der Welt. Enron-Boss Kenneth Lay überwies über 21 Millionen US-Dollar. Bushs Stellvertreter Dick Cheney war bis zur Amtsübernahme Vorsitzender des Petrol-Giganten Halliburton. Bushs politische Zukunft hängt an der Pipeline der Erdölindustrie.

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Und nun das? Öko-Bio-Oberfundi Bush?

Mitnichten. George W. Bush hat eine Mission. Die Zerstörung des weltumspannenden Netzwerks des Terrorismus. Nach Afghanistan ist nun der Irak ins Blickfeld des obersten Kriegsherrn gerückt. Dort sitzt Saddam. Saddam sitzt auf Erdöl, sehr viel Erdöl. Die USA sind der größte Erdölimporteur der Welt. Im Fall eines Angriffs würde das jedoch keine entscheidende Rolle spielen. Das Land ist aufgrund diverser Sanktionen an die zehnte Stelle der Erdöl fördernden Länder gerutscht. Mittlerweile haben sich die Märkte arrangiert. Und in Zeiten der Krise war immer ein treuer Verbündeter an Washingtons Seite: Saudi-Arabien. Als 1991 Bushs Dad den „Desert Storm“ losbrach, sprangen die Scheichs in die Bresche und drehten prompt die Ölhähne auf. Tja. Das war damals. Heute ist heute.

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Die Beziehung zur Ölmacht am Golf ist brüchig geworden.

Saudi-Arabien gilt nicht zuletzt seit dem 11. September als Rekrutierungs- und Rückzugsgebiet moslemischer Extremisten. Die WTC-Attentäter stammten zur Mehrzahl aus Saudi-Arabien. Koranschulen in Afghanistan, ideologisches Rückgrat des Taliban-Regimes, wurden mit großzügigen Spenden unterstützt und, als wäre das nicht genug, entstammt der meistgesuchte Mann der Welt, Osama bin Laden, einer saudischen Öl-Dynastie.

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Saudi-Arabien ist ein Unsicherheitsfaktor.

Wenn Vize-Präsident Dick Cheney im März zu seiner großen Nahost-Tour aufbricht um die widerspenstigen Nachbarstaaten des Irak auf seine Seite zu ziehen, muss er eine Karte im Talon haben, die in Riad sticht, um die Ölscheichs auf Anti-Irak-Kurs zu trimmen. Die South Lawn Motorshow ist gewiss kein Supertrumpf, aber zumindest ein guter Bluff. Die Message ist klar: „In spätestens 40 Jahren, wenn ihr den letzten Tropfen Öl aus eurem Land gepresst habt, seid ihr nichts. Aber auch schon gar nichts. Dann fahren wir euch mit unseren smarten Alternativ-Antriebs-Kaleschen übers Kopftuch.“

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Darum legt sich Bush ins Zeug.

Mit drei Milliarden Dollar aus dem Steuertopf will der US-Präsident Autos mit Hybrid-Antrieb fördern und damit Unabhängigkeit von der Öl-Macht demonstrieren. Verkehrte Welt: Noch im US-Wahlkampf quittierte Vize-Präsident Cheney ähnlichlautende Forderungen des Gegenkandidaten Al Gore mit einem süffisanten „Goofy“. Das Kyoto-Klimaschutzprotokoll wurde nicht einmal ignoriert. Nun lässt das Weiße Haus die Öko-Innovations-Maschine anlaufen.

foto: reuters/wilkock

Wenn da nicht ein klitzekleines Problem wäre:

Die US-Automobilhersteller sind mit ihren alternativen Antriebskonzepten meilenweit von der Serienproduktion entfernt. In frühestens 18 Monaten, so Bush, würden die ersten Hybrid-Wägen vom Band laufen. Doch es gibt Alternativ-Alternativen, jetzt, hier, sofort: Toyota stellte bereits 1997 den ersten Großserien-Hybrid in die japanischen Schauräume.

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Honda

hat mit dem Insight ebenfalls einen serienerprobten Wagen im Regal.

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Die Japaner sind bereit.

Doch das erwähnte Bush inmitten seiner US-Prototypen, Vision um Vision hinter seinem Pult hervorsprudelnd, mit keinem Wort. (kommunikaze)

LINKS
Washington Post: South Lawn Showroom
Hybrid Cars
Honda Insight
Toyota Prius

foto/montage: ap/derstandard.at