Eine umfangreiche Tagesordnung hatte der Finanzausschuss der ORF-Stiftungsrat am Mittwoch in seiner konstituierenden Sitzung zu bewältigen. Die Themenpalette reichte von den Bezügen der ORF-Direktoren bis hin zur künftigen Handhabung von Kooperationen mit anderen Medien. Die Diskussion über die künftige Führung der ORF-Werbetochter Enterprise wurde dagegen auf eine außertourliche Ausschuss-Sitzung vor dem am 12. März angesetzten Plenum des Stiftungsrats vertagt, hieß es am Rande der ausgedehnten Sitzung.Personalsuche für die Enterprise-Spitze Die Ausschreibung für die Enterprise-Spitze läuft noch bis 18. März. Noch sei man auf Personalsuche, nachdem eine potenzielle Kandidatin abgesagt habe, hieß es am Mittwoch aus Stiftungsratskreisen. Enterprise-Geschäftsführer Franz Prenner hatte das Unternehmen mit Jahresende in Richtung Werbefestival Cannes verlassen, Co-Chefin Sissy Mayerhoffer wechselt mit April zur News-Gruppe ( etat.at berichtete). Außmaß von Kooperationen Diskussionen gab es am Mittwoch, in welchem Ausmaß künftig bei Kooperationen des ORF auch mit anderen Medien eine Genehmigung vom Stiftungsrat eingeholt werden muss. Hier einigte man sich schließlich darauf, dass das oberste Aufsichtsgremium des ORF dann befasst werden müsse, wenn "Geschäftsfälle für das mediale Gleichgewicht bedeutsam sein könnten", wie es im der APA vorliegenden Antrag nun heißt. Solche Projekte sollten einer "besonders verantwortungsvollen Prüfung unterzogen" werden und daher "unter Offenlegung der Eckpunkte" vom Stiftungsrat abgesegnet werden. Ziel sei es aber auch, "rasche Entscheidungsmöglichkeiten zu jenen Kooperationen zu finden, die als unbedenklich angesehen werden können". Kräftiges Minus des Werbevolumens Thema am Rande der Sitzung waren die aktuellen Werbedaten des Focus-Instituts, die laut "medianet" (Mittwochausgabe) für Jänner 2002 einen markanten Rückgang des Bruttowerbevolumens für das ORF-Fernsehen (minus 20,5 Prozent) sowie das ORF-Radio (minus 21,1 Prozent) im Vergleich zum Jänner 2001 ausweisen. Alexander Wrabetz, Kaufmännischer Direktor des ORF, begründete diese Entwicklung zum einen mit der anhaltend flauen Konjunkturlage, zum anderen mit dem neuen ORF-Gesetz, das ein Verbot der Ringwerbung der neun ORF-Regionalradios sowie Einschränkungen für die Werbung von Printmedien im ORF-TV gebracht hat. Unterausschuss" für Direktorengehälter Im Vorfeld der heutigen Sitzung stand vor allem die Frage im Zentrum, wie man finanzielle Anreize für externe Kandidaten schaffen könnte. Eine generelle Erhöhung der Direktorenbezüge wurde in Stiftungsratskreisen nicht goutiert. Überlegt wurde aber, den neu in den ORF eintretenden Direktoren höhere Bezüge bei verringerten Pensions- und Abfertigungsabsprüchen anzubieten. Man habe unterschiedliche Modelle diskutiert, "der Feinschliff obliegt nun dem Subausschuss", meinte Pekarek. Über "Zahlen und Details" des heute skizzierten "Verhandlungsrahmens" wollte er keine Auskünfte geben. Mitglieder in der Arbeitsgruppe sind Pekarek sowie die Stiftungsräte Karl Krammer und Christian Domany, hieß es nach der Sitzung. Der Finanzausschuss selbst wird am 12. März vor der nächsten Sitzung des Stiftungsrats noch einmal zusammentreten und über die vom Unterausschuss "aufbereiteten" Vertragsinhalte befinden. Beschlossen werden diese Regelungen dann vom Stiftungsrat, denn "wir sind ja nur Vorschläger", wie Gert Seeber, der heute zum stellvertretenden Vorsitzenden bestellt wurde, die Funktion des Ausschusses umriss. Ebenfalls am 12. März sollen dann auch schon die beiden Direktoren bestellt werden. Zur Vorsitzenden des Finanzausschusses wurde am Mittwoch darüber hinaus Helga Rabl-Stadler gewählt. (APA)