Wien - Der aus Österreich stammende Theaterwissenschafter, Literaturvermittler, Dramaturg und langjährige Leiter der BBC-Hörspielabteilung Martin Esslin ist am Sonntag 83-jährig nach einem längeren Parkinson-Leiden in London gestorben, bestätigte die Österreichische Gesellschaft für Literatur. Mit seinem 1961 erschienen Buch "Das Theater des Absurden" schrieb Esslin eines der weltweiten Standardwerke der theaterwissenschaftlichen Literatur. BBC-Karriere Martin Esslin wurde am 8. Juni 1918 in Budapest geboren und wuchs in Wien auf, wo er Anglistik und Philosophie studierte und 1938 das Regiestudium am Max Reinhardt-Seminar abschloss. Im April 1938 emigrierte er nach Belgien, ein Jahr später ging er nach Großbritannien, wo er die britische Staatsbürgerschaft annahm. In London begann er seine berufliche Karriere bei der BBC, wo er bis 1977 blieb. Esslin war zunächst als Übersetzer, dann als Regisseur und Redakteur der deutschsprachigen Sendungen bei dem britischen Sender tätig, ehe er Redakteur im World Service wurde. 1963 wurde er zum Leiter der BBC-Hörspielabteilung bestellt. Akademische Auftritte In Amerika unterrichtete der Brecht- und Beckett-Spezialist ab 1969 als Gastprofessor am Theaterwissenschaftlichen Institut der Florida State-University. Anschließend (1977 bis 1991) hatte er den Lehrstuhl für Theaterwissenschaft an der kalifornischen Stanford University inne, gleichzeitig war er als Dramaturg am Magic Theater in San Francisco tätig. An der Universität Wien leitete Esslin lange Jahre einmal jährlich eine Blockvorlesung am Theaterwissenschaftlichen Institut. Esslin verfasste zahlreiche Aufsätze, Zeitungsartikel und Bücher, übersetzte unter anderem Wolfgang Bauer-Stücke ins Englische und war Herausgeber einer Beckett-Aufsatzsammlung ("A Collection of Critical Essays", 1965). Er erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter 1998 österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse. (APA)