Foto: Bergauer
Hier ist die Provinz, hier ist alles ganz schrecklich. Und dort irgendwo liegt Moskau. Anton Tschechow zeigt in seinen "Drei Schwestern", wie ein fernes, grenzenlos idealisiertes Ziel zur Chiffre für ein Glück wird, das es dort, wo man gerade lebt, nicht gibt. Tschechow hielt sein Schauspiel über diese Art verpassten Lebens für komisch. Und tatsächlich bemüht sich Regisseurin Renate Rustler-Ourth an der Elisabethbühne darum, die witzigen Momente dieses Spiels hervorzukehren. Darüber hinaus aber wird das Werk zerlegt in einzelne Sätze, von denen jeder mehr Bedeutung erhält, als er gebrauchen kann. Das lässt das Spiel, das hier vom Russland am Beginn des 20. Jahrhunderts in ein zeit- und freudloses Überall verlegt wurde, ganze vier Stunden lang werden. Langweilig allerdings nicht. Denn obwohl es den Agierenden auf der Bühne an Zusammenspiel mangelt, ist doch eine Inszenierung entstanden, die den Sehnsüchten der Tschechowschen Figuren überzeitlichen Charakter verleiht. (still/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26. 2. 2002)