Fayetteville/Mexiko - Unter den Eroberten der Amerikas gab es eine Krankheit, "cocolitzli" genannt, die den weißen Eroberern zugeordnet wurde. Denn Millionen starben in den Jahren nach ihrer so genannten Entdeckung. Dieser Zusammenhang ist keiner, sagt nun unorthodoxerweise ein Wissenschafterduo anhand der Analyse epidemiologischer Daten im Fachjournal Emerging Infectious Diseases. "Die großen Epidemien der Jahre 1545 und 1576 waren indigene hämorrhagische Fieber (Infektionen mit starker Blutungsneigung, Anm.) und keine Krankheiten, die die Konquistadoren eingeführt hätten", betont Geowissenschafter David Stahle von der University of Arkansas gegenüber dem STANDARD. Die Symptome des Leidens, das sich bis Chiapas und Guatemala ausbreitete und 80 Prozent der Indigenen hinwegraffte, seien den Eroberern unbekannt gewesen.Zudem passte das Ausbreitungsmuster nicht. Stahle und der Epidemiologe Rodolfo Acuna Soto von der Universidad Nacional Autonoma de Mexico erklären es mit dem Klima. Anhand der Baumringe von Douglastannen rekonstruierten sie mithilfe mathematischer Modelle erstmals die Niederschläge bis ins Jahr 1386 und stießen auf eine Jahrhundertdürre im fraglichen Zeitraum. Mit dem danach einsetzenden Regen, so der Ansatz, könnten sich Virenüberträger wie Nager rasant wieder ausgebreitet haben. (Diese Dynamik lässt sich auch heute noch bei Nagern und Viren beobachten.) Welcher Überträger und welches Virus genau die von den Eroberern ausgezehrten Massen sterben ließen, ist ungeklärt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27. 2. 2002)