Teheran - Der afghanische Milizführer und
Ex-Ministerpräsident Gulbuddin Hekmatyar ist aus seinem Haus in
Teheran verschwunden, wie die iranische Nachrichtenagentur IRNA am
Dienstag meldete. Hekmatyar sei zuvor von den iranischen Behörden
zum Verlassen des Landes aufgefordert worden. Die afghanische
Übergangsregierung, deren Chef Hamid Karsai am Dienstag seinen
offiziellen Iran-Besuch beendete, betrachtet Hekmatyar als
Kriegsverbrecher. Wie ein Sprecher des Kabuler Außenministeriums
am Montag mitteilte, würde der Chef der fundamentalistischen
"Hezb-i-Islami" als solcher behandelt, wenn er nach Afghanistan
zurückkehren sollte.
Hekmatyar hatte sich im iranischen Exil gegen die
Interimsregierung unter Karsai ausgesprochen, weil diese von den USA
eingesetzt worden sei. In den Augen des Paschtunen Hekmatyar wird
die Übergangsregierung von der Nordallianz beherrscht, in der die
paschtunische Bevölkerungsmehrheit kaum vertreten ist.
Hekmatyar war ein enger Verbündeter der USA und Pakistans während
des Krieges gegen die sowjetischen Besatzer in den 80er Jahren.
Im Bürgerkrieg von 1992 bis 1996 war er maßgeblich an der Zerstörung
Kabuls beteiligt. Schließlich setzte er seine Ernennung zum Premier
durch den damaligen Präsidenten Burhanuddin Rabbani durch. Nach der
Eroberung Kabuls durch die Taliban floh er in den Iran.(APA/AP)