Natur
Indizien für Polsprung
Das Magnetfeld der Erde wird schwächer und "unordentlicher" - Zeitrahmen: die nächsten 1.500 Jahre
Hamburg - Das Magnetfeld der Erde wird schwächer und
gleichzeitig unordentlicher. Diese Beobachtungen werten Forscher als
Vorboten einer Umpolung des Feldes in den kommenden 1.500 Jahren, wie
das Hamburger Magazin "Geo" in seiner Märzausgabe berichtet.
Als Folgen drohten langfristig Übertragungsstörungen bei
Fernsehprogrammen und Telefonaten via Satellit (je nachdem, wie bald der Polsprung kommt und ob dann noch entsprechende Geräte verwendet werden). Vor allem ist auch
eine höhere Gesundheitsbelastung durch die kosmische Einstrahlung zu erwarten. Am Erdmagnetfeld orientieren sich nicht nur Schiffe, Flugzeuge und
Zugvögel, es schützt uns auch vor der energiereichen kosmischen
Strahlung aus dem Weltall. Seit 1979 hat seine Feldstärke weltweiten
Satellitenmessungen zufolge um 1,7 Prozent abgenommen - zehn Mal
stärker als erwartet, schreibt "Geo" unter Berufung auf Daten des
deutschen Forschungssatelliten "Champ".
Unregelmäßige Tendenz
Diese Veränderung findet aber nicht gleichmäßig statt: Über dem
Südatlantik ist die Feldstärke sogar um zehn Prozent gesunken. Auch
über der Karibik sei sie stark zurückgegangen. Wer nach Südamerika
über den Atlantik fliegt, belaste seine Gesundheit durch die stärkere
kosmische Strahlung etwa so stark wie auf 1.000 Flügen in den Fernen
Osten. In anderen Regionen nehme die Feldstärke entgegen dem globalen
Trend ganz leicht zu.
"Das Magnetfeld bewegt sich von einer geordneten Struktur weg zu
einer Struktur mit mehreren Polen", erläuterte Prof. Hermann Lühr vom
Geoforschungszentrum Potsdam. "Vor einer Umpolung gab es immer eine
Phase mit mehreren Polen." In der Erdgeschichte ist das irdische
Magnetfeld wiederholt gekippt, im Mittel etwa alle 200.000 Jahre. Der
vorerst letzte Polsprung fand vor 700.000 Jahren statt.(APA/dpa)