Wien - Sozialminister Herbert Haupt hat mit seinen Aussagen im Standard über die Kinderfeindlichkeit in Österreich wütende Proteste vor allem bei der SPÖ und im ÖGB ausgelöst. "Im Vorfeld des Internationalen Frauentags zeigt Haupt, wo er die Frauen haben möchte, nämlich zu Hause, allein verantwortlich für Haushalt und Kinder", sagt Haupts Vorvorgängerin im Frauenministerium, SP-Frauenchefin Barbara Prammer. Der freiheitliche Minister hatte erklärt: "Jeder sieht nur mehr sich und seine Selbstverwirklichung . . . Sobald die Leute im Wohlstand sind, kriegen sie auch keine Kinder mehr . . . Die Sozialisten haben 50 Jahre gepredigt, dass Selbstverwirklichung alles und alles andere nichts ist." Prammer lobte dagegen am Samstag die Selbstverwirklichung, die "Haupt ein Dorn im Auge" sei. Völlig an den Lebensrealitäten der Menschen vorbei gehe der Ansatz der schwarz-blauen Regierung, die hoffe, mit "Gebärprämien" die Geburtenrate steigern zu können, sagte Prammer. Der von der Regierung mit dieser Maßnahme beabsichtigte Effekt sei nicht eingetreten, betonten auch SP-Bundesgeschäftsführerin Andrea Kuntzl und ÖGB-Frauenchefin Renate Csörgits. Csörgits meinte, Haupt mache es sich "recht leicht", wenn er meine, Schuld am Geburtenrückgang sei allein der Egoismus der Eltern, insbesondere der Frauen. Vielmehr müsse der Schwerpunkt auf den Ausbau der Infrastruktur und auf rechtliche Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie gelegt werden. "Gerade in dem Bereich gibt es aber seit Bestehen dieser Regierung einen absoluten Stillstand und teilweise sogar Verschlechterungen", erklärte die ÖGB-Frauenchefin. (cs, APA, Der Standard, Printausgabe, 25.02.02)