Im STANDARD-Interview (23./24.02.2002) wird deutlich, was Herbert Haupt wirklich denkt. Hier kritisiert der Minister den Geburtenknick, der seiner Meinung nach aus fehlender Verzichtbereitschaft resultiere. Schuld sei der Wohlstandsstaat bzw. dessen "schädliche" Derivate wie Spaß- und Egoismus-Gesellschaft. 90.000 Geburten jährlich (im Vorjahr wurden "nur" 74.630 Kinder geboren) wären notwendig, um die Steuerkomponente beibehalten zu können. Aber, so klagt Haupt, der Generationenvertrag werde nicht eingehalten, weil eine Entsolidarisierung - "jeder sieht nur mehr sich und seine Selbstverwirklichung" - eingetreten sei. Auch wenn Haupt seinen Vorwurf nicht explizit an die Frauen richtet, meint er natürlich nur sie, wenn er sinngemäß von Selbstsucht spricht. Denn jede/r weiß: Wenn die Frauen nicht wollen, geht gar nichts. Da nützt auch die patriarchale Tradition des omnipotenten Strebens nach Gebärkontrolle nichts. Und das latente weibliche Machtpotential eines weltweiten Gebärstreiks schwingt wie ein Damoklesschwert über den Häuptern der Regierenden. Selbstverwirklichung scheint für Haupt und seine schwarz-blauen Regierungskollegen (die Koalitionsfrauen können hier ruhig als männlich mitgedacht werden) zu einem Schimpfwort zu degradieren, nämlich dann, wenn jene des weiblichen Geschlechts gemeint ist. Für die männliche Hälfte der Gesellschaft wurde und wird sie nie in Frage gestellt. Natürlich dürfen sich nicht einmal mehr die Konservativsten erlauben das zu sagen, was sie insgeheim denken: Die drei K´s - Kinder, Küche, Kirche - waren eine gute G´schicht. Möglicherweise trat anstelle des letzten K´s ein anderes, die Kraft im Sinne von Aufopferung für die Familie, Ausbeutung auf allen Ebenen und Anpassung an patriarchale Normen. Lieber Haupt, Frauen lassen sich nicht ködern. Und der Vorwurf der Entsolidarisierung und des Egoismus ist wohl wirklich das letzte. (dabu)