Da fährt man also

bei der Pressepräsentation des A4-Cabriolets in der bizarren Mars-Kraterlandschaft des El Teide auf Teneriffa herum und fragt sich, wie dies grandiose Stück Natur wohl in einem geschlossenen Auto an Reiz verlieren würde. Keine Frage, hier sind ungetrübter Rundumblick und freie Sinne (diese Sonne! diese Luft!) unabdingbar.

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Andererseits,

projiziert auf Österreich, wo der Importeur dieses Auto ja schließlich verkaufen will, gibt's hier durchaus Gegenden, wo man lieber so wenig wie möglich sehen möchte oder riechen - sagen wir in der Simmeringer Heide. Oder dort, wo's beim Open-air-Fahren rote Lauscher gibt, exemplarisch sei nur ein Ort in Oberösterreich erwähnt: "Neukirchen am Wald - Dreivierteljahr Winter, Vierteljahr kalt", sagen die Leute dort in offensiver psychologischer Aufarbeitung ihres ganzjährigen Frosttraumas.

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Indes, geschenkt,

auch für solche Zustände, verspricht Audi, sei das Cabrio der rechte Wegbegleiter. Es sei voll wintertauglich, das Stoffdach erstens dicht wie ein Raumanzug und zweitens in nullkommanix zu - 24 Sekunden dauert der Öffnungs- oder Schließvorgang. Und, Weltneuheit, zum Öffnen braucht man nicht extra einzusteigen. Schlüssel draußen an der Tür ins Schloss stecken, nach links drehen, halten: auf geht's; das Verdeck nämlich.

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Das Faltdach verschwindet komplett im Verdeckkasten,

wodurch die dezente Keilform noch besser zur Geltung kommt. Wie überhaupt das Cabrio im Design nur auf den ersten Blick mit der A4-Limousine identisch scheint - im Detail (Frontpartie etwa) entpuppt sich der Neuling als überraschend eigenständig.

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Am Fahrwerk gibt's nichts zu mäkeln,

der Wagen liegt wie ein Brett, was auch daran liegt, dass die Verwindungssteifigkeit gegenüber dem Vorgänger verdoppelt wurde. Zur Markteinführung gibt's zwei V6-Benziner, einen mit 2,4 (170 PS), einen mit 3,0 Liter Hubraum. Wir haben die 3,0-Maschine getestet, in beiden Getriebevarianten, also Fünfgang-Handschalter (knackig!) und Stufenlosautomatik Multitronic (ruckfrei!). Beides tadellos, besonders Letztere, nur die 220 PS nimmt man Audi nicht ganz ab. Da würde man sich, rein subjektiv, ein bisserl mehr Punch erwarten.

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Das bisher letzte Audi-Cabrio

wurde übrigens von 1991 bis 2000 gebaut. Das zeitlos-elegante Design des neuen offenen A4 legt nahe, dass dieser wohl auch für einen eher längeren Markteinsatz konzipiert wurde. Audi-Finanzchef Peter Abele bestätigte, dass man bei Autos dieser Art immer ein wenig den Spagat zwischen Rechenstift und Kundenwunsch hinlegen muss.

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Für Audi-Fans

waren diese Dehnungsübungen im Schritt des Offen-Fahr-Booms zuletzt ein wenig schmerzhaft, seit zwei Jahren gab's auf dem Sektor nichts mehr. Auch das Argument, man könne auf den TT ausweichen, verfängt nicht - der rollende "Alessi-Toaster" ist ein reinrassiger Zweisitzer.

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Nach Österreich

kommt das A4 Cabrio Ende Juni, die Preise liegen zwischen 40.340 EURO (555.091 S; A4 Cabriolet 2.4) und 48.970 EURO (673.842 S; 3.0 Multitronic). Eine Dieselvariante (2.5 TDI) folgt im vierten Quartal, die Quattro-Versionen lassen hingegen noch ein wenig auf sich warten. (Andreas Stockinger, AUTOMOBIL 15.2.2002)

LINK
www.audi.at

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