Salt Lake City – Das Internationale Olympische Komitee (IOC) ist "sehr zuversichtlich", dass die Olympia-Mannschaften Russlands und Südkoreas am Sonntag an der Abschlussfeier der Winterspiele in Salt Lake City teilnehmen. Nach Aussagen von IOC-Generaldirektor Francois Carrard hat Präsident Jacques Rogge bei seinen vielfältigen Gesprächen am Freitag in der Olympia-Stadt mit russischen Sportfunktionären Zusicherungen für eine solche Teilnahme erhalten. "Die Welle einer großen Frustration hat sich abgeschwächt", sagte Carrard.

Russen bekommen Gelegenheit ihre Kritik vorzubringen

Die IOC-Spitze wollte sich an diesem Samstag mit Vertretern der russischen Mannschaft zu einem "Meinungsaustausch" treffen. Dabei soll ihnen Gelegenheit gegeben werden, ihre Kritik an Schieds- und Kampfrichter-Entscheidungen bei den Winterspielen noch einmal vorzubringen, sagte Carrard. Diese Einwände will das IOC in ein bilanzierendes Treffen nach den Winterspielen mit den sieben olympischen Wintersport-Verbänden einbringen.

Beschwichtigungsprogramms des IOC

Die Treffen sind Teil eines Beschwichtigungsprogramms des IOC. Mit Befriedigung hat die olympische Führung registriert, dass die Russen am Freitag trotz ihrer schmerzlichen 2:3-Niederlage gegen die USA im Eishockey-Halbfinale offenbar keinen neuen Anlass sahen, erneut Schiedsrichter-Leistungen zu kritisieren. Fast zeitgleich hatte die Internationale Eislauf-Union (ISU) den russischen Protest zur Damen-Entscheidung im Eiskunstlaufen abgelehnt. Die Russen reklamierten auch für die zweitplatzierte Irina Slutskaja eine Goldmedaille. Nach ISU-Ansicht gibt es aber keinen Zweifel an der Entscheidung zu Gunsten von Sarah Hughes (USA), die überraschend mit 5:4 Stimmen vor Slutskaja triumphiert hatte.

Unterschiedliche Einschätzungen im russischen Lager

Carrard wies darauf hin, dass es im russischen Lager unterschiedliche Einschätzungen der Vorkommnisse bei den Winterspielen gäbe. So hatte NOK-Präsident Leonid Tjagatschow vom IOC am Donnerstag ultimativ eine Korrektur von Ergebnissen gefordert. Anderenfalls würde die Mannschaft Salt Lake City vorzeitig verlassen. Danach war der Spitzenfunktionär von Präsident Wladimir Putin aus Moskau telefonisch angewiesen worden, von einem Boykott Abstand zu nehmen. Die vorliegenden Benachteiligungen reichten nicht aus, um einen Rückzug zu rechtfertigen, hatte der russische Präsident erklärt. Zugleich hatte Putin in Moskau öffentlich seine Empörung geäußert. (APA/dpa)