Das waren noch Zeiten, als Politiker auf die Solidarität aller Chefredakteure zählen konnten, nichts über ihr Privatleben zu schreiben. US-Präsident John F. Kennedy konnte dieses Privileg noch genießen, weil seine Liaison mit Marilyn Monroe erst viel später aufkam.Bill Clinton wusste wahrscheinlich von Anfang an, dass man ihn nicht schonen würde. Thomas Klestil ging von sich aus an die Öffentlichkeit. Francois Mitterrands Geheimnisse wiederum hielten bis nach seinem Tod. Wie das jeweilige mediale Verhalten zu interpretieren wäre oder welche Persönlichkeitstrukturen die Lebensläufe so und nicht anders beeinflusst haben, ist nicht Thema des Buches. Randy Taraborrelli, ein bekannter TV-Interviewer, hat sich auch nicht nur auf die Klatschgeschichten konzentriert. Er versucht, Ehefrauen und Freundinnen gleichermaßen zu schildern: anhand von Reportagen, wie man sie in (durchaus anspruchsvolleren) Magazinen lesen kann. Tiefgang fehlt. Im Vordergrund steht, was man schon weiß, in den Hintergrund tritt die Analyse, so es sie überhaupt gibt. Wie Marilyn Monroe es schaffte, eine Einladung ins Weiße Haus zu bekommen, und wie Jackie Kennedy das Machtzentrum mit Kunst vollgestopft hat. Wie Marlon Brando der Witwe nach mehreren Gläsern einen Kuss gab und Ted Kennedy seine Ambitionen auf die Präsidentschaft begraben musste. Möglicherweise fallen Bücher über die Frauen Mächtiger manchmal deshalb spannender und differenzierter aus, weil die Menschen dahinter als Persönlichkeiten berührender und interessanter sind als die Kennedy-Brüder. Deren Politik und öffentlicher Einfluss bleiben trotzdem ein gewichtiges Stück der Weltpolitik des 20. Jahrhunderts. (Gerfried Sperl, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 22.2.2002)