Wien/Linz - Im Kampf um die Kanzel glaubt sich Christine Mayr-Lumetzberger einen Schritt weiter. "Es hat sich wieder ein römisch-katholischer Bischof gemeldet, der uns zu Priesterinnen weihen will", erklärte sie dem Standard am Donnerstag. Ihr Motto in dieser Frage, so die Linzer Hauptschullehrerin, sei: "Je mehr, desto besser." Denn bei der Weihe stünden alle Beteiligten "unter schwerem Beschuss der Kirche" - und mehrere Bischöfe einzuschüchtern sei bedeutend schwieriger als einen Einzigen. Name und Herkunft des Bischofs wird wie auch im ersten Fall bis zur Weihe verschwiegen. Innerhalb der Amtskirche nährt diese Geheimniskrämerei einen Verdacht: "Wir sind höchst skeptisch, dass es diese Bischöfe überhaupt gibt", sagt Erich Leitenberger, Sprecher des Wiener Erzbischofs, Kardinal Christoph Schönborn. Es könnten vielleicht tschechische Geheimbischöfe sein, mutmaßt er. Tschechische Geheimbischöfe . . . In den Staaten des Ostblocks haben Geheimkirchen das Überleben der katholischen Kirche gesichert. Die in der Tschechoslowakei gegründeten Gemeinschaften hinterließen später eine Reihe verheirateter Kleriker, so genannte Geheimbischöfe, und als besondere Pikanterie auch geweihte Priesterinnen. 1995 hat sich beispielsweise die Brünnerin Ludmila Javorová als Priesterin offenbart. In einem persönlichen Brief an den Papst machte sie damals auf ihr Schicksal aufmerksam - eine Antwort blieb aus. Bis heute werden die Bischofsweihen der Geheimkirche vom Vatikan nicht anerkannt. Nur bei den Priestern konnte ansatzweise eine Lösung gefunden werden. Letztlich, so Schönborn-Sprecher Leitenberger, ändere sich überhaupt nichts daran, dass nach "gültiger Auffassung eine Weihe der Frauen null und nichtig ist". . . . und christliche Würdenträger Neben den zwei römisch-katholischen Bischöfen versucht Mayr-Lumetzberger, auch Würdenträger anderer christlicher Religionen für ihre Sache zu gewinnen: "Wir wollen die Weihe sehr stark ökumenisch ausrichten." Als Weihespender weiterhin willkommen ist ihr der kalifornische Bischof Peter Hickman, der sich selbst als "altkatholisch" bezeichnet. Dass ihn die altkatholischen Kirchen Österreichs nicht anerkennen, stört Mayr-Lumetzberger nicht. Zu Ostern wollen die mittlerweile acht Frauen, die sich weihen lassen wollen, einen Termin für die Festivität fixieren. Von der Empfehlung Kardinal Schönborns, in die evangelische Kirche überzuwechseln, hält Mayr-Lumetzberger nichts. Vielmehr will sie von Kardinal Schönborn wissen, ob die Aufforderung zum Glaubensabfall nicht "Sünde wider den heiligen Geist" ist. (Peter Mayr, DER STANDARD Print-Ausgabe 22.Februar 2002)