Weltraum
Die Komponenten von ENVISAT
Zehn "Augen" beobachten den Zustand der Erde
Wien - Sobald der europäische Umweltsatellit ENVISAT nach
dem Start in der Nacht auf den 1. März seine Umlaufbahn erreicht hat,
werden aus 800 Kilometern Höhe zehn "Augen" den Zustand der Erde und
den Einfluss des Menschen auf den Planeten beobachten. Stündlich
werden zehn Instrumente Daten in der Größenordnung des
Festplattenvolumens von 20 Heim-Computern sammeln. Im Folgenden eine
Übersicht über die wissenschaftlichen Instrumente des Satelliten und
eine Auswahl ihrer Aufgaben:ASAR
- Advanced Synthetic Aperture Radar: Misst mit Hilfe von
Radarstrahlen - auch bei Nacht oder bei Bewölkung - die
Oberflächenform und die Beschaffenheit der Erdoberfläche auf wenige
Zentimeter genau, bildet Eis- und Wellenformationen ab und erkennt
Gewässerverschmutzung ebenso wie Landnutzung und Wachstumsformen.
MERIS
- Medium Resolution Imaging Spectrometer: Bestimmt die
"Farbe" des Meeres und der Küstengewässer, die deren biologischen
Zustand anzeigt, beziffert die Menge Chlorophyll insgesamt, aus der
sich die pflanzliche Biomasse auf der Erde schätzen lässt, erkennt
Pflanzen in ihren verschiedenen Wachstumsphasen, beobachtet die
Wolkenbildung und ermittelt die Luftfeuchtigkeit in der Atmosphäre.
RA-2 und MWR
- Radar Altimeter 2 und Microwave Radiometer: Lotet
die Höhe des Satelliten über Grund mit einer Genauigkeit von 4,5
Zentimeter aus (von 800 Kilometer Höhe). In Verbindung der
RA-2-Aufzeichnungen mit den Umlaufbahndaten des DORIS-Instruments
(siehe unten, Anm.) entstehen Oberflächenkarten des Meeresgrunds bzw.
der von Eis bedeckten Gesteinsschichten an den Polen. Weitere
Auswertungen ergeben die Wellenhöhen und Windparameter auf hoher See.
Das MWR berichtigt eventuelle Ungenauigkeiten der RA-2-Messungen, die
durch die Luftfeuchtigkeit entstehen.
GOMOS
- Global Ozone Monitoring by Occultation of Stars: Nimmt
Sterne ins Visier, die über dem Horizont aufgehen und misst deren
Lichtspektrum durch die Atmosphäre hindurch. Das Instrument kann
dadurch die Menge an Wasserdampf und Ozon durch alle Höhenstufen der
Atmosphäre hindurch bestimmen (20-100 Kilometer).
MIPAS
- Michelson Interferometer für Passive Atmospheric Sounding:
Beobachtet die Atmosphäre im Infrarot-Bereich und zeichnet Spurengase
nach Typus auf. Das Instrument kann Industrieabgase und Treibhausgase
erkennen und die Zusammensetzung der Luftschichten bestimmen.
AATSR
- Advanced Along-Track Scanning Radiometer: Tastet die
Oberfläche von Landmassen und Ozeanen im sichtbaren und infraroten
Licht ab und bestimmt deren Oberflächentemperatur auf bis zu 0,3 Grad
Celsius genau. Kann so z.B. Waldbrände an der Hitzeentwicklung
erkennen.
DORIS
(Doppler Orbitography und Radiopositioning Integrated by
Satellite und Laser-Retroreflector)
und Laser Retro-reflector
:
Vermisst die exakte Position des Satelliten auf seiner Umlaufbahn auf
4,5 Zentimeter und die Umlaufgeschwindigkeit auf 1,4 Kilometer pro
Stunde genau. Verbessert die Radar-Messungen der Meereshöhe,
Schwerkraftfelder und Oberflächenprofile an Land. Ein Laser-Reflektor
erlaubt Lagekorrekturen vom Boden aus sowie die regelmäßige Eichung
der Instrumente DORIS und RA-2.
SCIAMACHY
- Scanning Imaging Absorption Spectrometer for
Atmospheric Chartography: Durchsicht die Atmosphäre nach Spurengasen,
Ozon und ähnlichen Verbindungen sowie nach Wolken und Staubteilchen.
Bestimmt die Gesamtmenge der Gase und zeigt sie in den einzelnen
Höhenschichten. SCIAMACHY ist ein vielseitiges Instrument für alle
Fragen der Luftzusammensetzung und der Folgen von Waldbränden,
Industrieabgasen, Staubstürmen und Vulkanausbrüchen.
(APA)