Cannes - Auf dem saturierten und durch verschiedenste Technologien gespaltenen europäischen Mobilfunkmarkt zeichnet sich eine neuer Trendwende ab. Nach Jahren des Alleingangs beginnen große Mobilfunkhersteller wie Nokia und Ericsson nun, verstärkt mit den Mitbewerbern zusammenzuarbeiten und offene Schnittstellen zu entwickeln, um unterschiedliche mobile Geräte und Technologien durch einheitliche Standards miteinander kompatibel zu machen und ein Gegengewicht zu neuen mobilen Allianzen wie Microsoft/Intel zu bilden. Auch dem bisher erfolgreichen Marktführer Nokia weht zunehmend ein schärferer Wind des Wettbewerbs in das Gesicht, zumal PC-Ausrüster wie Intel und Microsoft nun auch auf den Handymarkt drängen. Microsoft und Intel wollen künftig standardisierte Entwürfe für Mobiltelefone entwickeln und damit die Erfolgsgeschichte des PC wiederholen, die auf der Standardisierung von Aufbau und Bauteilen fußt. Technik an Hersteller lizensieren Nokia und Ericsson wollen laut heutigen Ankündigungen künftig auch ihre Technik an konkurrenzierende Handyhersteller lizensieren, um die Standardisierung im gespaltenen Mobilfunkmarkt voranzutreiben. "Wir brauchen gemeinsame Applikationen und offene Schnittstellen, um den Markt zu beleben", sagte der Senior Vice President von Nokia Networks, JT Bergquist am Mittwoch vor Journalisten auf der weltgrößten Handymesse 3GSM World Congress in Cannes. Daher habe Nokia mit 31 anderen Mobilfunkherstellern und -betreibern - darunter Siemens, SonyEricsson und Toshiba, Samsung - eine gemeinsame Plattform gegründet, um gemeinsam Schnittstellen für unterschiedliche mobile Standards zu entwickeln. "Zwischen den Content-Providern, Application Service Providern, Handyherstellern und -betreibern muss es eine Synchronisierung geben", schlug Ericsson-Chef Kurt Hellström heute vor Journalisten in dieselbe Kerbe. Das Mobilfunkgeschäft sei "keine Stand-Alone-Box, sondern eine Evolution". Auch die verschiedenen mobilen Technologien wachsen immer stärker zusammen. Nokia hat am Mittwoch den Launch einer neuen PC-Steckkarte angekündigt, die die Handytechnologien GPRS (General Packet Radio System) und HSCSD (High Speed Circuit Switched Data) mit einem Wireless LAN (Local Area Network) auf einer einzigen SIM-Karte verbindet. Die neue Multimodecard (D211) werde eine Geschwindigkeit von bis zu elf Megabit pro Sekunde erreichen und im Sommer auf den Markt kommen, kündigte Bergquist an. Um Wireless LAN aber ins Handy zu bringen, werde es noch einige Jahre brauchen. (APA)