Wintersport
Rundum-Check von Gretzky: "Alle hassen uns"
Der General-Manager des kanadischen Eishockeyteams und selbsternannten Goldfavoriten ortet umfassende Ressentiments gegen seine Mannschaft
Salt Lake City - So erzürnt hat den Gentleman des
Eishockeys in der Öffentlichkeit noch keiner erlebt. Wayne Gretzkys
blaue Augen funkelten erregt, die Röte war ihm ins Gesicht gestiegen.
"Die ganze Welt möchte uns verlieren sehen. Alle hassen uns",
echauffierte sich der General-Manager des kanadischen Teams vor dem
Viertelfinalspiel gegen Finnland am Mittwoch im E Center. Das
olympische Turnier in Salt Lake City sei ein Duell zwischen Kanada
und dem Rest der Welt. "Jeder hat sich gegen uns verschworen. Keiner
hat Respekt vor uns", giftete Gretzky.Prügelnde Medien
Die amerikanischen Medien würden auf seine Mannschaft einprügeln,
die Gegner "schmutzigstes Eishockey gegen uns" spielen. In seinem
Magen drehe sich alles, wenn er die Berichterstattung über sein Team
im US-Fernsehen verfolge. Es mache ihn krank, wenn er die Schadenfreude in den
Kommentaren über das Mutterland des Eishockey hört. "Sie reiben sich
die Hände über unseren schwachen Turnier-Beginn. Daran ergötzen sie
sich", beklagte Gretzky.
Foulende Gegner
Besonders erbost zeigte er sich über ein Foul des Tschechen
Roman Hamrlik gegen Theo Fleury. "Wäre einer meiner Jungs so brutal
eingestiegen, würden wir die Hooligans sein", ereiferte er sich und
kündigte eine Revanche für das nächste Aufeinandertreffen der
Beteiligten in der NHL an: "Ich würde nicht dabei sein wollen."
Sein verbaler Rundumschlag fand bei den Eishockey-Bossen kein
Verständnis. "Die Behauptung, wir in Europa würden das kanadische
Eishockey nicht mögen, ist blanker Unsinn", meinte der Schweizer
Weltverbandspräsident Rene Fasel. "Unser Eis ist kein Platz, um Rache
zu üben", sagte NHL-Commissioner Gary Bettman, der Gretzkys Aussagen
allerdings abschwächte: "Wayne propagiert keinen Hass, er propagiert
Leidenschaft."
Hochmut ungebrochen
Trotz der "Demütigungen" zweifelt Gretzky nicht daran, dass seinem
Team diesmal das gelingt, was ihm bei seiner einzigen
Olympia-Teilnahme als Spieler nicht vergönnt war. Vor vier Jahren in
Nagano hatte Gold-Favorit Kanada, der zuletzt vor 50 Jahren
Olympiasieger wurde, lediglich den vierten Platz belegt. "Wir bleiben
bis zum Schluss im Turnier", versprach der frühere Torjäger trotzig.
Nur Gold zählt für die kanadischen Cracks, die ein Jahresgehalt von
zusammen 118 Millionen Dollar (135,4 Mill. Euro/1,86 Mrd. S)
kassieren. (APA/dpa)