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Klaus Albrecht Schröder stampft energisch eine neue Albertina aus morschem Gemäuer. Das ebenfalls dort untergebrachte Filmmuseum schluckt derweilen den Staub und die Erkenntnis, dass für die Sanierung seiner Räumlichkeiten niemand zuständig sein will. Die Wiener Albertina wird derzeit mit großem Aufwand und erheblichen Kostenentwicklungen saniert, ihr neuer Chef Klaus Albrecht Schröder legt den Elan und das Tempo eines Zentauren vor, Architekten, Baufirmen, Restauratoren und nicht zuletzt Sponsoren versuchen dem hurtigen Schritt des Museumsmachers durch die angemorschten Prachthallen zu folgen. Im März kommenden Jahres will der Kunstmanager 18.000 Museumsquadratmeter in neuem Glanze eröffnen. Auf vergleichsweise bescheidenen 377 Quadratmetern liegt inmitten dieser güldenen Fassung mit dem Filmmuseum eine beliebte Wiener Institution eingebettet, die, derzeit etwas angealtert, zu einem Schmuckstein im Gesamtensemble herausgeputzt werden könnte. Doch hier verlieren sich die Zuständigkeiten in einem Irrgarten der Bürokratien und direktoralen Machtbegehrlichkeiten. Schröder würde das Kino am liebsten samt Sammlung und Personal in sein Reich eingemeinden, was freilich einer Entmündigung des ebenfalls ambitionierten, aber auf anderen Parketten heimischen Filmmuseum-Chefs Alexander Horwath samt Mitarbeitern gleichkäme. Zur optimalen Sanierung der seit 1963 hier angesiedelten Filmmuseum-Räume bedarf es etwa 1,8 Millionen Euro, im Vergleich zur Gesamtbausumme von geschätzten 60 Mio EURO ein Klacks. Horwath hat sein Amt Anfang dieses Jahres angetreten, da bröselte bereits Schröders Umbaustaub in seine Anlagen, und obwohl es wiederholt Gespräche zwischen den beiden gab, konnte kein gemeinsames tragendes Gerüst für den letztlich minimalen Eingriff gefunden werden. Schröder wirft Horwath nun "kleines Denken" und einen "Mangel an Visionen" vor und will aufgrund der Planungs-und Einreichfristen gleich gar keine Lösung mehr sehen. Dem widerspricht Burghauptmann Wolfgang Beer. Als Gebäudeverwalterin ist die Burghauptmannschaft das den Umbau exekutierende Organ. Beer empfindet es als "absurd", ein paar Räume von der Sanierung auszusparen, und entwirrt die Zuständigkeiten. Obwohl das Filmmuseum ins Ressort von Franz Morak fällt, meint er: "Wenn das Unterrichtsministerium eine einmalige zweckgebundene Subvention bewilligt, sind wir sofort bereit, die Sache in Angriff zu nehmen." Ein Fall für Gehrer Der Ball liegt also wieder bei Elisabeth Gehrer, die vergangene Woche ohnehin ihrer Freude Ausdruck verlieh, hier ein Projekt in einem Aufwaschen vollständig durchführen zu können. Da die Albertina aber ein Haus mit mehreren Mietern ist, erstreckt sich diese Vollständigkeit nun einmal nicht nur auf einen Macher wie Schröder, so dynamisch er auch sein mag. Immerhin wird das Filmmuseum durch seine Pläne in Mitleidenschaft gezogen, Foyerfläche geht durch die Eingangsverlegung, Licht durch neue, runde Fenster verloren. Bei vernünftiger Absprache könnten jetzt oder nie synergetische Effekte erzielt werden, ansonsten droht eine künftige neue Baustelle. Was das operative Geschäft anbelangt, so konnte Horwath Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny und Staatssekretär Franz Morak von seinen "Visionen" sehr wohl überzeugen: Die Stadt hat eine Subvention von jährlich 508.900 Euro zugesagt, die gleiche Summe erhofft man sich nun vom Bund. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20. 2. 2002)