Boston - Nanocomputer auf Basis winzigster Schaltkreise werden nach Ansicht von Fachleuten die Elektronik früher revolutionieren als angenommen. Eine erdrutschartige Folge von Entdeckungen im vergangenen Jahr habe die Nanoelektronik näher rücken lassen, hieß es am Donnerstag zum Auftakt der weltgrößten fachübergreifenden Forschertagung der Amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (AAAS) in Boston. Auf der Ebene einzelner Kohlenstoffmoleküle konstruierte Schaltkreise sollen unerreichte Rechenleistungen und eine weitere Miniaturisierung in der Elektronik möglich machen. Nanocomputer können künftig Schaltkreise enthalten, die 100.000 Mal dichter gepackt sind als heutige Siliziumchips. Erst im vergangenen Jahr zeigten Forscherteams, dass sich logische Schaltungen aus einzelnen Molekülen aufbauen lassen. "Bald in industrielle Produkte umgesetzt" "Einige Forschungsergebnisse könnten bereits bald in industrielle Produkte umgesetzt werden", erläuterte James Ellenbogen von der Mitre-Gesellschaft einem nicht profitorientiertes US-Unternehmen, das öffentlich finanzierte Forschungsschwerpunkte auf dem Gebiet der Systemtechnik und der Informationstechnologie betreut. Vor der Konstruktion echter Nanochips müssten jedoch die Eigenschaften der winzigen Schaltungen besser erforscht werden, sagte Paul Weiss von der Pennsylvania State University. Nanoschaltkreise könnten sich nach Einschätzung des deutschen Physikers Jan-Hendrik Schön zunächst mit der Siliziumtechnik kombinieren lassen, um eine Brücke zwischen der herkömmlichen und der Nanoelektronik zu schlagen. Schön, der an den amerikanischen Bell- Laboratorien in Murray Hill (US- Bundesstaat New Jersey) forscht, war es zusammen mit Kollegen im vergangenen Jahr gelungen, logische Schaltkreise aus selbstwachsenden Ein-Molekül-Transistoren zu entwickeln. (APA/dpa)