Wien - "Wir sind ziemlich gut auf Kurs", zieht Georg Petek-Smolnig, Personalchef in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), eine erste Zwischenbilanz über die Kammerreform. 214 der Posten sind bereits eingespart. Das ist die Hälfte jener 400 Arbeitsplätze, die bis Ende 2003 abgebaut sein müssen. Mit dem früheren Vizegeneralsekretär, Manfred Gründler, wurde ein gerichtlicher Vergleich geschlossen, über den Petek-Smolnig keine Details nennen möchte. Nur so viel: "Drauf bin ich sogar ein bisschen stolz, weil er unter dem Vorschlag des Richters liegt." Gründler hatte einen unkündbaren Vertrag, wurde vom neuen Kammerpräsidium mit 53 Jahren außer Dienst gestellt, wollte aber unbedingt weiterarbeiten und klagte die Kammer. Vorzeitige Pensionierungen Die meisten Kammerjobs wurden bisher über "ganz normale vorzeitige Pensionierungen" abgebaut: 100 Mitarbeiter mit genug Versicherungsjahren gingen in Frühpension. Weitere 70 Posten fielen weg, weil Außenhandelsstellen aufgelassen wurden. Die restlichen 44 Kammerangestellten wählten eine der drei "kreativen" Schienen, die ihnen die Kammer angeboten hatte. Den größten Zulauf hatte dabei der "Senior Expert Pool": 32 erfahrene Kammerangestellte wechselten in diesen neu gegründeten Verein, den WKÖ-Betriebsratsobmann Werner Hackl leitet. Dort werken sie als geringfügig Beschäftigte für knapp 300 Euro im Monat und sind weiterhin voll pensions- und krankenversichert. Obendrein zahlt ihnen die Kammer (bis zu ihrer Frühpension) die Hälfte ihres früheren Bruttogehaltes. "Sie müssen nicht ständig präsent sein, nur im Ausmaß der geringfügigen Beschäftigung", erklärt Petek-Smolnig. Theoretisch könnten die Betroffenen daneben noch für andere werken. Ziel des Pools ist es, Unternehmensgründern unter die Arme zu greifen. Diese Lösung komme auch der öffentlichen Hand billiger als etwa Kündigungen samt Arbeitslosigkeit, argumentiert der Kammermann. "Junior Investment Programm" Zehn jüngere Mitarbeiter nutzten das "Junior Investment Programm" und arbeiten vorübergehend in internationalen Organisationen und Konzernen. Spätestens nach drei Jahren sollen sie in die Kammer zurückkehren: mit neu gewonnenen Kompetenzen und Karriereaussichten. Nur zwei Kammermitarbeiter zog es in die Selbstständigkeit oder in private Firmen. Obwohl sich die Kammer nicht lumpen lässt und den Umstieg finanziell versüßt: Gründer kriegen 60 Prozent des früheren Bruttolohns bar auf die Hand. (lyn, DER STANDARD, Printausgabe 19.2.2002)