Inland
"Gesundheitssystem muss erst genesen"
Vorarlberger Gesundheitsreferent gegen Beitragserhöhung
Bregenz - Der Vorarlberger Gesundheitsreferent, Landesrat
Hans-Peter Bischof (V), und ÖAAB-Landesobmann, Landtagspräsident
Manfred Dörler, haben sich am Montag nachdrücklich gegen eine
Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge ausgesprochen. Das ginge nur
zu Lasten der Beitragszahler, könnte die Finanzprobleme der
Krankenkassen auf Dauer aber ebenso wenig lösen wie der Vorschlag,
die noch gesunden Gebietskrankenkassen (GKK) über "Kredite" an die
maroden GKK zu "schröpfen", betonten Bischof und Dörler. "Wenn wir jetzt die Sozialversicherungsgebühren erhöhen, ersparen
wir dem Hauptverband eine Reform und stehen in einigen Jahren wieder
vor leeren Kassen", warnte LR Bischof. Zur "Genesung und
Finanzierbarkeit" des gesamten Gesundheitssystems müssten die
Strukturen weiter entwickelt und die vorhandenen Sparpotenziale
genützt werden. Mittelfristig sieht der Landesrat ein
Einsparungspotenzial von 15 bis 20 Prozent, ohne den hohen Standard
der ärztlichen und medizinischen Versorgung in Frage zu stellen.
Anlass für den Vorstoß war die Präsentation des bundesweiten
Modellprojektes "Vorarlberger Gesundheitsfonds". Nach der Vorstellung
des Projektes im Jänner bei Gesundheitsminister Herbert Haupt (F) und
Staatssekretär Reinhart Waneck (F) rechnen Bischof und Dörler damit,
das Pilotprojekt könnte nach entsprechender Verankerung im ASVG oder
einer Art. 15-a-Vereinbarung in der zweiten Jahreshälfte 2002 starten
und bis Ende 2004 dauern. Mit dem "Gesundheitsfonds", der im Ländle
bei allen Verantwortlichen (VGKK, Ärztekammer, Gemeinden, Land) auf
breite Zustimmung stoße, werde Vorarlberg in der Reform des
Gesundheitswesens wieder Schrittmacher für ganz Österreich sein, ist
Bischof überzeugt.
"Gesundheitspartnerschaft"
Mit dem Gesundheitsfonds komme es zu einer gesamtheitlichen
Planung und Abstimmung aller Leistungsangebote im Gesundheitswesen.
Ziel sei das Einbremsen der ständig steigenden Kosten. Grundsätzlich
gehe es um eine "Gesundheitspartnerschaft" aller Beteiligten im
gesamten Gesundheitswesen. Erst mit der Zusammenführung der
gesundheitspolitischen und finanziellen Verantwortungsträger werde
eine effiziente Reform möglich. Die übergreifende Vernetzung des
Gesundheitswesens will Bischof über "Schnittstellenprojekte"
erreichen.
Beispielsweise sollten teure Doppelgleisigkeiten bei
Untersuchungen verringert oder das Entlassungsmanagement nach
Spitalaufenthalten verbessert werden. Auch in der Vorsorgemedizin
sieht der Landesrat Möglichkeiten. U.a. fordert Bischof vom
Hauptverband, den Vorarlberger "Prostatata-Check" mit
Krebs-Früherkennung mittels PSA-Bluttest (Prostata spezifisches
Antigen) bundesweit als Bestandteil der Gesundenuntersuchung für
Männer anzuerkennen. (APA)