Europa
Craxi-Sohn fordert Amnestie für alle Korruptionsvergehen
Italiens Linke läuft Sturm gegen Vorschlag des Sohns des verstorbenen Sozialisten-Chefs Bettino Craxi
Rom - Italiens oppositionelle Mitte-Links-Allianz "Ulivo"
(Ölbaum) läuft gegen einen Vorschlag des Sohn des verstorbenen
Sozialisten-Chefs Bettino Craxi, Vittorio, Sturm, der eine Amnestie
für alle Korruptionsvergehen in Italien fordert. "Dank einer Amnestie
könnten wir einer der dunkelsten Phasen unserer Republik ein Ende
setzen", sagte Vittorio Craxi, Chef der neugegründeten
Sozialistenpartei "Nuovo PSI". Bettino Craxi war der prominenteste der italienischen Politiker,
die in den Sog der Anti-Korruptions-Ermittlungen gerieten, die genau
vor zehn Jahren begannen. Craxi hatte sich der Justiz entzogen und
war nach Tunesien geflüchtet. Dort starb er vor zwei Jahren.
Der Vorschlag Vittorio Craxis löste hitzige Reaktionen in der
italienischen Linken aus. Der ehemalige Justizminister Cesare Salvi
warnte vor der regierenden Mitte-Rechts-Koalition, deren Hauptziel
die Streichung aller Korruptionsermittlungen der vergangenen Jahre
sei. Der Ex-Minister versprach ein schärfstes Vorgehen der Linken
gegen jeglichen Amnestieversuch.
Gegen eine Amnestie für die Korruptionsermittlungen, in deren Sog
nach 1992 fast 3.500 Personen geraten sind, sprach sich auch der
Mailänder Oberstaatsanwalt Gerardo D'Ambrosio aus. "Mit einer
Amnestie will man die Vergangenheit löschen. Die Korruption ist aber
in Italien eine noch offene Wunde", sagte D'Ambrosio.
Mit einer Menschenkette um den römischen Justizpalast feierten am
Sonntag Tausende von Personen den Beginn der
Anti-Korruptions-Kampagne. Eine weitere Demonstration zur
Unterstützung der Mailänder Richter, die einen Korruptionsprozess
gegen den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi führen,
ist am kommenden Samstag in Mailand geplant. (APA)