Nablus/Jerusalem/Ramallah - Die israelische Polizei hat am Sonntag einen weiteren palästinensischen Selbstmordanschlag verhindert. Dabei kamen im Norden Israels zwei Palästinenser ums Leben, drei Israelis wurden verletzt. In der Früh hatte Israel aus Vergeltung für einen Selbstmordanschlag in einer jüdischen Siedlung Einrichtungen der palästinensischen Autonomiebehörde in Nablus beschlossen. Beim Anschlag in Karnei Shomron waren am Samstag zwei Jugendliche und der Attentäter getötet worden. Israel begann mit der Einrichtung einer Pufferzone im nördlichen Gazastreifen, Regierungschef Ariel Sharon sprach von Krieg. Ein Regierungssprecher drohte Palästinenserpräsident Yasser Arafat mit Vergeltung. Die palästinensischen Al-Aksa-Brigaden haben sich am Sonntagabend zu dem Anschlag auf einen israelischen Armeestützpunkt bei Hadera bekannt. Den Angaben zufolge waren die beiden Attentäter 18 und 22 Jahre alt. Die Al-Aksa-Brigaden gehören zur Fatah-Bewegung des palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat. "Militäroperationen gegen den Terrorismus" Sharon sagte laut israelischen Medienberichten, Israel habe noch nie einen Krieg verloren und werde auch diesmal siegreich sein. Die israelischen Bürger hätten bereits schlimmere Zeiten durchgemacht. Er sprach sich für eine Verstärkung der "Militäroperationen gegen den Terrorismus" aus. Der israelische Präsident Moshe Katzav forderte angesichts der "grenzenlosen Grausamkeiten" auf palästinensischer Seite einen Strategiewechsel seines Landes. Der deutsche Außenminister Joschka Fischer sagte nach einem Treffen mit Arafat am Samstag, die beiden Seiten könnten nur mit Hilfe einer "dritten Partei" eine Waffenruhe erreichen. Der israelische Regierungssprecher Raanan Gissin warnte die Autonomiebehörde vor weiteren Attacken: "Von jetzt an wird es keine Straflosigkeit mehr geben". Dies gelte auch für Arafat, falls Verbindungen zwischen ihm und Selbstmordattentätern nachgewiesen würden. In Nablus hatten israelische Hubschrauber Raketen auf ein Polizeigebäude, einen Verwaltungssitz sowie ein Büro von Arafat abgefeuert. Die Verantwortung für den Anschlag am Samstag - dem ersten derartigen Angriff in einer jüdischen Siedlung im Westjordanland - übernahm die Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP). Die Bombe explodierte am Abend in einer Pizzeria, die völlig ausbrannte. 27 Personen erlitten teils schwere Verletzungen. Zuvor hatte sich die Spirale der Gewalt am Samstag unaufhaltsam weiter gedreht: Militante Palästinenser beschossen israelisches Gebiet mit Raketen, ohne Schaden anzurichten. In Jenin im Westjordanland kam ein führendes Mitglied der Hamas bei einer Explosion ums Leben, für die Palästinenser die israelische Armee verantwortlich machten. Tausende Hamas-Anhänger schworen nach dem Tod von Nasih Abu Sabaa blutige Rache. Bei einem israelischen Angriff auf einen palästinensischen Kontrollposten im Flüchtlingslager El Burredsh im Gazastreifen wurden drei Palästinenser erschossen, ein vierter erlag am Sonntag seinen Verletzungen.

Demonstration für den Frieden 20.000 Menschen demonstrierten am Samstag in Tel Aviv für Frieden und Verhandlungen mit den Palästinensern. Es war die größte Kundgebung seit Beginn der Intifada vor 16 Monaten. Seitdem wurden bereits 852 Palästinenser und 263 Israelis getötet. Der PLO-Vertreter in Jerusalem, Sari Nusseibeh, bekräftigte die Verhandlungsbereitschaft der Autonomiebehörde. Sonntag früh drangen israelische Panzer, Geländewagen und Planierraupen im nördlichen Gazastreifen in autonomes Gebiet vor. Die israelische Armee beginne mit der Errichtung einer Pufferzone, sagte ein Sprecher des israleisch-palästinensischen Militärverbindungskomitees. (APA/AP)