Wien - Einer von vier Wiener Mordfällen des heurigen Jahres ist geklärt. "Obwohl", wie Sicherheitsbürochef Maximilian Edelbacher am Freitag sagte, "wir anfangs an der Aufklärung recht gewürgt haben." Nun steht fest: Die Kopfschüsse im Café Puccini in Wien-Alsergrund vom 9. Jänner waren das tödliche Ende eines illegalen Kreditgeschäftes.Zoran P. (25) war Geldverleiher, in der Wiener Gaunersprache auch "Saugerl" genannt. Der Wiener Autoverleiher Ludwig M. (40) war, weil die legalen Mittel zur Geldbeschaffung bereits erschöpft waren, einer von P.s Kunden. Der ausgeliehene Betrag: 130.811 Euro (1,8 Millionen Schilling). Die monatlichen Zinsen: zehn Prozent der (wachsenden) Gesamtsumme. Nach mehreren Abstotterungsversuchen wären Ende Jänner 145.346 Euro (zwei Mio. Schilling) fällig gewesen. Da nützte es auch nicht mehr, dass P. von seinem Schuldner als Sicherstellung einen nagelneuen Mercedes erhalten hatte. Die letzte Mahnung: "Sonst passiert was mit deiner Tochter und deiner Frau." Derart eingeschüchtert entwickelte Ludwig M. einen Beseitigungsplan und suchte Hilfe bei seinem Heroin-abhängigen Cousin Heinrich H. (31). Ein abgesägtes Kleinkalibergewehr war schnell beschafft, nach ein paar Schießübungen schritt das Duo zur Tat. Heinrich H. erschoss Zoran P. im Lokal, Ludwig M. wartete draußen im Fluchtwagen. Beide haben nach Angaben der Polizei bereits ein Geständnis abgelegt. (simo/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16./17.2.2002)