Mailand - Innerhalb von fünf Monaten hat es Telecom Italia (TI) geschafft, einen Großteil ihres ambitionierten Veräußerungsplanes durchzuziehen. Von den prominenten Beteiligungen sind auf der Verkaufsliste nur noch Restposten übrig: Telekom Austria und Mobilkom (an denen TI 29,8 bzw. 25 Prozent hält, Anm.), Immobilien sowie die Satellitenaktivitäten Telespazio. TI-Präsident Marco Tronchetti Provera bekräftigte am Donnerstag, dass die Verkaufsverhandlungen für TA und Mobilkom fortgeschritten sind. "Sehr bald" sagte Marco De Benedetti, der Boss der Mobilfunktochter Tim und Aufsichtsratsmitglied bei der Telekom in Wien, werden die Österreich-Beteiligungen abgegeben." Verkäufe Seit September wurden in-und ausländische Beteiligungen im Wert von 3,5 Mrd. Euro verkauft. Weitere 1,5 Mrd. Euro sollen noch bis Ende 2003 einkassiert werden. Damit gelang es, die TI-Schulden "auf das niedrigste Niveau der europäischen Telekomkonzerne zu drücken, so der Konzernchef in einer Analystenkonferenz. Marco Tronchetti-Provera machte die Rechnung allerdings ohne die Schulden der Beteiligungsholding Olivetti, die 55 von TI kontrolliert und Verbindlichkeiten von 16,3 Mrd. Euro aufweist. Gemeinsam stehen die beiden Konzerne mit 38 Mrd. Euro in der Kreide. Also: Tronchetti Provera muss sein rigoroses Spar-und Veräußerungsprogramm nolens volens durchziehen. Im Prinzip hat die TI-Konzernführung 70 Prozent ihres Verkaufsprogramms unter Dach und Fach:
  • Zehn Prozent an der französischen Bouygues Telecom haben 750 Mio. Euro gebracht.
  • Die 50 Prozent am Pay-TV-Sender Stream, ein dauerhafter Verlustbringer, wurden um 42 Mio. Dollar an die Stream-Großaktionäre Vivendi und Rupert Murdoch abgegeben.
  • 1,85 Mrd. Euro hat die spanische Auna eingespielt;
  • Das Satelliten-TV hat 450 Mio. Euro eingespielt;
  • 390 Mio. Euro brachten 30 Prozent an der Lottogesellschaft Lottomatica.
Flott gehen soll es nun bei den in Telespazio gebündelten Satellitenaktivitäten, wo Verhandlungen mit dem Rüstungskonzern Finmeccanica im Gang sind. Last but not least werden auch die 40 Prozent an der Immobiliengesellschaft Telemaco und die 90 Prozent am französischen Festnetzbetreiber Neuf Telecom über das Verkaufspult wandern. Interesse zeigt man dafür am Handyfunker Blu. (Thesy Kness-Bastaroli, DER STANDARD, Printausgabe 15.2.2002)