...ihren Produkten einen unverwechselbaren Charakter zu verleihen, Identität zu schaffen. Ab einem gewissen Erfolg dieses Prinzips führt es sich nur leider selbst ad absurdum, da es die besten dieser individuellen Weine eben wieder überall gibt. Weshalb einige Wirten nun dazu übergingen, das alte Prinzip des Hausweins wieder zu beleben. Im Falle von Großmeister Alain Ducasse zu Paris, Montecarlo und New York ist es quasi selbstredend eine eigene Champagner-Cuvée, die man dem dekoriertesten aller Küchenchefs mischt. In Österreich gibt man's noch etwas bescheidener: Meinl am Graben etwa lässt sich zwei Rotweine für die Haus-Linie von Alois Kracher machen; Martin Lang vom "Stadtwirt" ordert bei Mad in Oggau einen "gut trinkbaren Wein, der allen Gästen gut schmecken soll". Zu diesem Zwecke werden Jahr für Jahr die Bestandteile verkostet, "das dauert zwar, ist aber dafür sehr lustig". Ähnlich ging Martina Walli vom "Schwarzen Kameel" vor, "wir wollten ein Produkt, mit dem wir uns identifizieren, nicht einfach unser Etikett wo draufkleben". Weshalb man sich also mit Josef Umathum zusammensetzte, allerlei Fässer durch verkostete und dann zur Mischung aus zwei Dritteln Sankt Laurent und ein Drittel Zweigelt kam. Von den ursprünglich abgefüllten 3000 Flaschen sind nur mehr 500 übrig, "und das, obwohl der Wein seinen Höhepunkt doch erst in zwei Jahren hat". Stefan Gergely vom "Schlossquadrat" geht sogar noch einen Schritt weiter: Er besitzt nämlich einen kleinen Chardonnay-Weingarten in Straß, den er sich von Josef Hirsch bewirtschaften lässt. Das Ergebnis: 300 Liter "Mein Wein". Und schließlich der Taubenkobel, dessen Spezial-Abfüllung von Gernot Heinrich im Falstaff Wein-Guide sogar zu einer Top-Wertung kam und zu den besten und teuersten Rotweinen des Landes zählt. Vielleicht führt das ja bis zu dem Punkt, wo der Wein wieder direkt hinter der Verabreichungsstätte wächst, also quasi zurück zum Heurigen. derStandard/rondo/15/2/02