Zeit
Hitlers Sekretärin ist tot
Aktuelle Dokumentation hatte Traudl Junge kürzlich erst bedrückende Bekanntheit verschafft
Die letzte Sekretärin Adolf
Hitlers ist im Alter von 82 Jahren in München gestorben. Traudl
Junge sei am späten Sonntagabend ihrem Krebsleiden erlegen,
teilte Regisseur Othmar Schmiderer, der einen Dokumentarfilm
über Junge gedreht hatte, am Mittwoch in Berlin mit.Biographie
Junge wurde im Herbst 1942 Hitlers Privatsekretärin und
blieb bis zur Befreiung von der Nazidiktatur 1945 in seinen
Diensten. Sie nahm auch das Testament Hitlers auf, der kurz
darauf Selbstmord beging. Ihre 1947 geschriebenen Erinnerungen
"Bis zur letzten Stunde - Hitlers Sekretärin erzählt ihr Leben"
sind vor einigen Tagen erstmals als Buch erschienen.
Der von
Regisseur Schmiderer gemeinsam mit dem österreichischen Künstler
Andre Heller gedrehte Dokumentarfilm über Junge mit dem Titel
"Im toten Winkel - Hitlers Sekretärin" lief in dieser Woche auf
den Internationalen Filmfestspielen in Berlin. Rückblickend sagt
sie in dem Film über die Nazizeit: "Je länger ich lebe und je
älter ich werde, desto größer werden meine Schuldgefühle."
"Symptomatisch für die damalige Haltung in Deutschland"
Der Film hatte eben erst beim Simon-Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem Bedrückung ausgelöst. Die Leichtgläubigkeit der Sekretärin Traudl Junge sei symptomatisch für die damalige Haltung in Deutschland, erklärte Büroleiter Efraim Suroff Montag Abend. Der Film des Wieners Andre Heller unter Regie von Othmar Schmiderer war am Sonntag auf der Berlinale vorgestellt worden.
"Das Wichtige ist nicht, ob sie wusste, was passierte", sagte Suroff nach der Filmpremiere. "Ihre Geschichte spiegelt die blinde Loyalität wider, die viel zu viele Deutsche zeigten." Junge war von 1942 bis 1945 Sekretärin Hitlers. Aus mehrstündigen Gesprächen mit der mittlerweile 81-Jährigen entstand der Dokumentarfilm. (APA/red)