Wien Das Arbeitsmarktservice Österreich (AMS) schließt falsche Vermittlungsstatistiken à la Deutschland dezidiert aus, wo die Erfolgsquoten geschönt wurden. "Unsere Statistik stimmt mit den Zahlen des Hauptverbandes überein, der die tatsächlichen Beschäftigungsverhältnisse registriert", sagte eine AMS-Sprecherin auf Anfrage. Schwieriger ist es aber herauszufinden, wie viele Langzeitarbeitslose es hierzulande tatsächlich gibt. Offiziell gab es im September 2001 "nur" mehr 10.127 Langzeitarbeitslose, gleichzeitig aber 70.198 Notstandshilfe-Empfänger. Während die Langzeitarbeitslosigkeit im Jahresvergleich um 6000 sank, stieg die Zahl der Notstandshilfe-Empfänger um 3000. Als langzeitarbeitslos gelten alle, die ein Jahr oder länger keinen Job hatten. Wenn Langzeitarbeitslose in einen Kurs geschickt werden, der mindestens einen Monat dauert, gelten sie statistisch als "neue" Arbeitslose. Notstandshilfe kriegt, wer nach Auslaufen der "Arbeitslosen" noch immer keinen Job gefunden hat und eine Notlage vorweisen kann. 70.000 oder 10.000? 70.000 oder 10.000, was also gilt? "Der Indikator Langzeitarbeitslosigkeit hat seine Aussagekraft verloren. Die Notstandshilfe ist ein besserer Indikator, um die langfristige Ausgrenzung vom Arbeitsmarkt zu erfassen", sagt Helmut Mahringer vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Das AMS sei dabei, eine bessere Maßzahl zu entwickeln. Das "echte" Ausmaß der Dauerarbeitslosigkeit ist nicht unwichtig. Schließlich hatte AMS-Chef Herbert Buchinger (wie am 6. Februar 2001 berichtet) angekündigt, mehr Geld für die Schulung und Qualifizierung von Arbeitslosen auszugeben statt für spezifische Beschäftigungsprogramme (Lohnzuschüsse, Geld für sozialökonomische Betriebe) von Langzeitarbeitslosen und dies mit dem Rückgang der Langzeitarbeitslosen begründet. Auch Langzeitarbeitslose sollen demnach mehr in Kurse und Schulungen geschickt statt mit Lohnsubventionen in Betrieben untergebracht werden. Gegen Schnellsiederkurse Was hält Arbeitsminister Martin Bartenstein davon? "Das ist mit uns nicht abgesprochen. Auch nicht mit dem Büro", sagt eine Bartenstein-Sprecherin auf Anfrage des S TANDARD . Arbeitsmarktexperte Mahringer hat zwar grundsätzlich nichts dagegen, Arbeitsuchende in Zeiten von Konjunkturflauten eher zu schulen und sie für bessere Zeiten zu qualifizieren. Er warnt aber davor, Problemarbeitslose in Schnellsiedekurse zu schicken, die ihnen langfristig nichts bringen. Mit weniger Geld mehr Jobsuchende zu schulen ist aber das Ziel der AMS-Manager. Schließlich hat die schwarz-blaue Regierung in den letzten zwei Jahren dem AMS doppelt so viel Geld entzogen als die alte. (lyn, DER STANDARD, Printausgabe 12.2.2002)