"Uns war nicht langweilig."

Ein Stoßseufzer einer ORF-Kundendienstmitarbeiterin. Die Frage nach Reaktionen auf die Ausstrahlung von Walter Wippersbergs (Bild) Fernsehsatire Die Wahrheit über Österreich - Director's cut am Sonntagvormittag (9.40, ORF 2) war damit beantwortet. Diese gefälschte Doku, die vorgibt, Österreichs Geschichte zwischen Hitler, Waldheim und Haider neu zu schreiben, indem sie Mittäterschaft, Vergesslichkeit und Bierzeltsprüche scheinbar bagatellisierte, war bei vielen Zuschauern nicht so ganz als Satire angekommen. Man hat sie schlicht für echt gehalten. Und Ärger Luft gemacht.

Foto: STANDARD

Aber auch beim STANDARD heftige Reaktionen:

Das Tempo des "Umschwungs" auf dem Küniglberg wunderte Anrufer, mancher staunte über die Macht der FPÖ im ORF. Eine derartige Fälschung traute man dem Küniglberg in Zeiten der befürchteten politischen Anpassung nicht mehr zu. Waren die Redaktionsstuben schon gesäubert?

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Beispiel zeigt:

Satire ist nicht nur für den Autor harte Knochenarbeit, die mitunter auf halbem Wege in Brechstangenhumor umkippen kann. Sie ist auch Denkstoff für Zuschauer, für die ein gewohnter Sendeplatz wie ein Wohnzimmer ist. Wehe, wenn etwas umgestellt wird! Und sie überfordert möglicherweise Programmplaner. Die gekürzte Erstausstrahlung lief im November 2001 in den "Kunst-Stücken". Am Sonntagvormittag wurde sie nun versteckt. Wir vermuten: nicht, um - wie einst Orson Welles mit seiner Marsinvasion via Radio - Zuschauerreaktionen zu provozieren. (pi/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11. Februar 2002)
Link: Wippersbergs Homepage

Grafik: derStandard.at