Für den Unternehmensgründer ist es entscheidend, sich bereits in der Planungsphase zu überlegen, in welche Richtung er sich entwickeln möchte. Denn durch das Entflammtsein für ein neues Produkt oder eine viel versprechende Erfindung kommt es immer wieder vor, dass wichtige Bereiche, die einem Unternehmen Halt geben, einfach vernachlässigt werden. Womöglich tritt der Fall ein, dass in alter Selfmademan-Manier geglaubt wird, alles selbst tun zu können und zu müssen. Sind doch auch die finanziellen Mittel anfangs noch karg, hoffen manche "Sparefrohs" mit dem Selbermachen der Buchhaltung und Ähnlichem das Firmenbudget entlasten zu können. Ein vermeidbarer Denkfehler, meint Mag. Johannes Mörtl von PricewaterhouseCoopers: "Wenn der Jungunternehmer aus allen Geschäftsprozessen eigene Erfolge machen will, wird er leicht in eine Zwickmühle geraten. Schließlich hat er seine Kernkompetenzen und sollte sich auf diese konzentrieren.Selbermachen? "Make or buy?" ist eine Frage, die komplexer ist, als es im ersten Moment scheint. Viele wollen über die Idee hinaus auch deren Umsetzung und Vermarktung, den Ein- und Verkauf, die Forschung und Entwicklung abdecken. So früh wie möglich sollten JungunternehmerInnen sich darüber Klarheit verschaffen, wo deren Stärken liegen und diese ausbauen. Bestimmte Bereiche sind zum Outsourcen besser geeignet als andere, über die man die Kontrolle behalten möchte. Prozesse, die von vielen "standardisiert" beherrscht werden, etwa die Lohnverrechnung, kann man ruhigen Gewissens outsourcen. Aber dort, wo individuelle Entscheidungen getroffen werden müssen, hat wieder der Jungunternehmer sein Tätigkeitsfeld." Mörtl weiß, wovon er spricht. Ist er doch bei vielen Coaching-Abenden der "i2b"-Initiative zugegen und daher über die aktuellen Sorgen und Nöte der Businessplan-Ersteller im Bilde. Was mag es nun also bringen, wenn jemand ein tolles Produkt kreiert hat und es aber nicht in genügend großer Stückzahl produzieren kann; ob nun aus finanziellen Gründen oder weil die Vorprodukt-Stufen so komplex sind? Da sind nun Partner zu suchen, die sich an der Start-up-Phase beteiligen. Bezüglich des Know-how-Transfers treten hier auch immer wieder Fragen auf: "Inwieweit darf ich meine Partner informieren? Wird man mir meine Idee klauen? Kann ich meine Idee schützen?" Leider sind die Schutzmöglichkeiten durch Patente und Marken aber weitaus nicht so umfangreich wie allgemein angenommen wird. Außerdem sind diese Lizenzen, besonders wenn man sie weltweit kauft, nicht gerade billig. Mörtl gibt dazu zu bedenken: "Welcher Jungunternehmer hat denn die Kapazitäten, eine Menge Anwälte weltweit zu beschäftigen, um die Verletzungen seines Patentschutzes einzuklagen? Die Alternative dazu sind strategische Partnerschaften mit klaren, rechtlichen Absicherungen." Buntes Team Bezüglich der Organisation innerhalb eines frisch gebackenen Unternehmens sind vorab folgende Dinge zu klären: Einkauf, Vertrieb und Verwaltung, Forschung und Entwicklung, Produktion und Controlling. "In den Coaching-Vorträgen wird massiv darauf Wert gelegt", so Mörtl, "dass sich ein Team aus verschiedenen Disziplinen zusammensetzen soll. Es sollten in der Regel auch ein Kaufmann und jemand, der sich mit Marketing und Vertrieb auseinander setzt, dabei sein. Es ist also entscheidend, dass der Gründer sich die Mitgründer sorgfältig aussucht. Denn das Auseinandergehen ist später immer schwierig. Da Sympathiegründe alleine nicht genügen werden, um den kompetenten Geschäftspartner zu finden, empfiehlt es sich hier, einen Berater einzuschalten. Denn jener verfügt bereits über die Erfahrung der Marktsegmentierungen, Zielgruppendefinitionen und regionale Orientierungen. "Gerade beim "i2b"-Wettbewerb sehen wir ganz deutlich, dass jene, die auf den technologischen Feldern einfach perfekt sind, bei Verkauf, Vertrieb, Verwaltung, Unternehmensführung und Controlling noch Know-how-Lücken haben", so Mörtl. Die rasche Umsetzung einer Idee ist in dem schnelllebigen Markt von großer Bedeutung. Der Start-Vorsprung kann nur genutzt werden, indem man die richtigen Partner wählt und sich auf die Kernkompetenzen konzentriert. (kredo)