Unternehmen
Umschulung für 1000 Grazer Autobauer
Magna: Erst 2003 neuer Arbeitskräftebedarf bei Eurostar - Übernahme des Werkes von DaimlerChrysler bis Mitte Februar
Wien/Graz - "Es ist immer
dramatisch für die Belegschaft, mit Sack und Maus
verkauft zu werden", sagte der
Gesamtbetriebsratschefs der
DaimlerChrysler AG, Erich
Klemm, Mitte Dezember in
Stuttgart zur Stimmung im
Grazer Eurostar-Werk.Mehr als zwei Monate verhandelt DaimlerChrysler bereits mit Frank Stronachs Autozulieferkonzern Magna über
einen Verkauf des Standortes.
Bis Mitte Februar will Magna
die Übernahme des Werkes mit 1900 Beschäftigten unter
Dach und Fach bringen, sagte
Herfried Teschl, Sprecher der
zur Magna gehörenden Grazer
Steyr-Fahrzeugtechnik (SFT).
Für 1000 Beschäftigte hat
Magna dann keine Verwendung mehr - zumindest ab Juli
2002 für rund neun Monate -
bis im 2. Quartal 2003 die Fertigung des neuen BMW X3 in
den Vollbetrieb geht.
Arbeitsstiftung
In der Zwischenzeit, sagte
VP-Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl, kommen die nicht
benötigten Eurostar-Mitarbeiter in eine Arbeitsstiftung, die
seit längerem dem gesamten steirischen Automobilcluster
offen steht. Die Hälfte der Umschulungskosten tragen die
jeweiligen Betriebe, die andere Hälfte teilen sich der Bund
und das Land Steiermark.
Pro Stiftungsteilnehmer
werden in Graz je nach Qualifizierungsmaßnahme Kosten
zwischen 5000 und 7000 Euro
angesetzt. Die Betroffenen
selbst erhalten vom Arbeitsmarktservice Steiermark im
Durchschnitt rund 872 Euro
oder 12.000 S an Schulungsarbeitslosengeld im Monat.
Cruiser aus Mexiko
Nötig wurde die Maßnahme
durch den Abzug der PT-Cruiser-Produktion aus Graz - wegen mangelnden Markterfolgs.
Obwohl erst im Sommer 2001
mit Investitionen von 58 Mio. €
(798 Mio. S) gestartet, verlegt
DaimlerChrysler die Fertigung
nach Toluca in Mexiko. Im
Grazer Werk verbleibt bis zum
lukrativen BMW-Folgeauftrag
lediglich die Produktion des
Chrysler-Minivans Voyager,
wo rund 900 Mitarbeiter beschäftigt sind.
Magna-Konzernsprecher
Andreas Rudas sagte zum
Standard: "Gerade weil wir
eine große Verantwortung für
die Region haben, haben wir
kein eigenes Werk für die X3-
Produktion auf die Beine gestellt, sondern wollen das Eurostar-Werk übernehmen.
DaimlerChrysler hätte Eurostar ansonsten wohl zur Gänze
zugesperrt. Wir brauchen längerfristig die Kapazität."
Sozialpläne
Neben der Stiftungsmaßnahme des Landes verhandelt
DaimlerChrysler direkt mit
der Eurostar-Belegschaftsvertretung über entsprechende
Sozialpläne. Auch innerhalb
des Magna-Konzerns werden
den Eurostar-Mitarbeitern
Jobs an anderen Standorten
wie Gleisdorf, Ilz, Lannach
oder Weiz angeboten, um die
Kosten für die Stiftung nicht
ausufern zu lassen.
Im Eurostar-Werk wurden
2001 rund 57.000 Fahrzeuge
hergestellt. Der Umsatz lag bei
1,15 Mrd. Euro (15,8 Mrd. S) (Michael Bachner, DER STANDARD, Printausgabe 9.2.2002)