International
Paris bekräftigt wachsende Kritik an US-Außenpolitik
Jospin ruft Washington zu mehr Zusammenarbeit auf
Paris - Der französische Premierminister Lionel Jospin
hat die wachsende Kritik in Europa an der Außenpolitik der USA
bekräftigt und Washington zu mehr Zusammenarbeit aufgerufen. In einer
Rede vor europäischen Parlamentariern in Paris appellierte Jospin am
Freitag an die US-Regierung, nicht jeden Konflikt aus dem Blickwinkel
der Terrorbekämpfung anzugehen. "Man kann die Probleme der Welt nicht
allein auf den Aspekt der Terrorbekämpfung reduzieren", sagte der
französische Regierungschef. Auch ließen sie sich nicht allein durch
militärische Vorherrschaft lösen. "Unser Weltverständnis zielt darauf ab, eine internationale
Gemeinschaft zu schaffen, die ausgeglichener und gerechter ist",
sagte der sozialistische Regierungschef. Die USA dürften der
Versuchung zu einseitigem Handeln nicht nachgeben und sollten wieder
den "multilateralen Weg" zur Bewältigung der Probleme einschlagen.
"Kein Land kann für sich in Anspruch nehmen, sie allein lösen zu
können", sagte Jospin.
"Übermäßige Vereinfachung"
Der französische Regierungschef griff damit die scharfe Kritik
seines Außenministers Hubert Vedrine auf, der am Mittwoch die
"übermäßige Vereinfachung" in der Politik Washingtons vor allem im
Hinblick auf die Lage im Nahen Osten als bedrohlich bezeichnet hatte.
Vedrine bekräftigte am Freitag überdies seine Kritik an der
israelischen Regierung, deren Politik in eine "strategische
Sackgasse" führe. Leider werde diese Politik von den USA unterstützt.
In den vergangenen Tagen war in den europäischen Hauptstädten
vielfach Kritik an der Außenpolitik von US-Präsident George W. Bush
laut geworden. Bush hatte mit seiner jüngsten Rede Spekulationen über
eine Ausweitung der US-Militärkampagne gegen den Terrorismus auf
Nordkorea, Iran und Irak angeheizt, die er als "Achse des Bösen"
bezeichnete.(APA)