Wien - Bei der Wertschätzung österreichischer Bundesregierungen für Bücher können sich selbst neu bestallte Nationalbibliothek-Direktorinnen glücklich schätzen, wenn sie kleine Budgeterhöhungen verkünden dürfen. Jährlich 1,453 Millionen Euro (20 Millionen Schilling) mehr werden dem Haus ab heuer bereitstehen, zeigte sich Johanna Rachinger am Donnerstag im Tiefspeicher demgemäß hocherfreut. Hinzu kommt - die ab 1. Jänner zuerkannte Vollrechtsfähigkeit macht's möglich -, dass der siebenprozentige Anstieg des Jahresbudgets auf 20,602 Millionen Euro für fünf Jahre gesetzlich garantiert ist. In dieser Aufbruchsstimmung wurde gleich das Mindestalter für die Benutzung der Nationalbibliothek von 16 auf 15 Jahre herabgesetzt. Die drei September-Schließwochen wurden auf eine einzige reduziert, was DissertantInnen der neuen Generaldirektion zu danken wissen werden. Aber auch bei der täglichen Öffnungszeit trägt die Bibliothek ihrem neuen Logo, einem (mit einiger Fantasie erkennbaren) offenen Buch, Rechnung: Bis 21 statt bisher bis 19 Uhr stehen die Lesesäle jetzt zur Verfügung, bis 18 Uhr sollen Buchbestellungen gar noch am selben Tag erledigt werden. Und last, but not least: Nur mehr zwei statt bisher vier Monate sollen die Bücher demnächst benötigen, um den Weg vom Posteingang in die Regale zu finden. Schon altvertrauter klingen die Ankündigungen der Großprojekte: Mit Volldampf soll die Digitalisierung des "Neuen Katalogs" (1930-1991) durchgezogen, mit Bedacht die Objektdigitalisierung bei ausgesuchten Sammlungsteilen vorangetrieben werden. Für das Jahr 2010, bis zu dem die Kapazität des 1992 eröffneten Tiefspeichers bei jährlich 50.000 Neuzugängen noch reicht, wird bereits am Projekt eines weiteren Tiefspeichers gearbeitet. Näher liegend die heurige Prunksaalschau (17. Mai - 31. Oktober): Der verbotene Blick präsentiert Erotika aus allen Sammlungsbereichen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8. 2. 2002)