Zeit
"Wieder im richtigen Zusammenhang"
Hitler steht bei Madame Tussaud's jetzt neben Churchill - nicht mehr durch Glas vor Besucher-Spucke geschützt ...
London - Nach 60 Jahren im Glaskasten ist die Wachsfigur
von Adolf Hitler bei Madame Tussaud's in London ab Donnerstag in der
Haupthalle erstmals ungeschützt zu sehen - und noch dazu direkt neben
dem früheren britischen Kriegs-Premierminister Winston Churchill. Das
Museum begründete seine Entscheidung, den isolierten Standort Hitlers
auf einem Treppenabsatz zu beenden, mit einer "radikalen Umstellung"
der Figuren in der Haupthalle. "Es ist jetzt die Zeit gekommen,
Hitler wieder in den richtigen Zusammenhang zu stellen - und zwar
direkt Kopf-an-Kopf mit Churchill, der allen Widrigkeiten zum Trotz
standhaft gegen ihn blieb", sagte Sprecherin Diane Moon. Die 1933 erstmals aufgestellte lebensgroße Figur des Nazi-Führers
war 1942 in Glas gehüllt worden, nachdem von Hass erfüllte Besucher
das Wachswerk regelmäßig bespuckten, mit den Füßen traten, mit Eiern
bewarfen oder anderweitig zu zerstören suchten. Ein Angreifer, der
einen Eimer Farbe über dem Wachs-Hitler ausgoss, dekorierte das
Modell anschließend mit dem Titel "Massenmörder". Als entdeckt wurde,
dass ein Unbekannter eine Reihe von Nadeln ins vermeintliche Herz der
Wachsfigur gestochen hatte, wurde der Glaskastenschutz errichtet.
"Kein anderes unserer Werke ist so oft angegriffen worden wie
Hitler", erläuterte Moon. Auch Terorristenführer Osama bin Laden und
Iraks Saddam Hussein würden häufig Ziel von "Hass und Misshandlung",
deren Ausmaß aber nicht mit den Attacken auf das Hitler-Modell zu
vergleichen sei. Auch heute noch komme es vor, dass Besucher den
Wachs-Hitler "noch regelmäßig bespucken", gestand sie. Die vom Glas
befreite Figur, die jetzt wieder an ihrem Ursprungsort steht, habe
die ersten Besucherrunden unbeschadet überstanden, sagte Moon.
Allerdings werde in der kommenden Woche wegen Schulferien ein
Riesenandrang erwartet, fügte sie warnend hinzu.
(APA/dpa)