Gent - Stephanie Graf ist bereit für den 800-m-Hallen-Weltrekord: Die 28-jährige Kärntnerin siegte am Sonntag beim zweiten Meeting der Energizer-Serie in Gent in 1:56,85 Minuten, der zweitbesten Marke, die je unter Dach gelaufen wurde. Nur die Ostdeutsche Christine Wachtel hat bisher am 13. Februar 1988 im Dusika-Stadion mit 1:56,40 die vier Runden in der Halle schneller absolviert als Graf, deren ÖLV-Rekord bisher 1:57,53 Minuten (25.2.2001 Lievin) gelautet hatte. In Birmingham soll nun am kommenden Sonntag auch die Wachtel-Marke fallen.Graf zeigte keine Schwächen Nachdem die Hallen-Europameisterin aus Völkermakt erst am Mittwoch in Stockholm bei ihrem Saisonauftakt einen souveränen Sieg gegen ihre Dauerrivalin Maria Mutola aus Mosambik gefeiert hatte, zeigte sie diesmal erneut keinerlei Schwächen und der Konkurrenz die Fersen. Die Slowenin Jolanda Ceplak, die bisher mit 1:57,79 Minuten die Jahresweltbestzeit gehalten hatte, attackierte zwar eingangs der Schlussrunde, doch als Graf dann auf der letzten Gegengeraden den Turbo zündete, hatten die Zuschauer in der Flandern-Halle den Eindruck, dass Ceplak (sie lief in 1:57,18 slowenischen Rekord) und Mutola (Dritte mit 1:57,48) angesichts dieses unglaublichen Antritts in Ehrfurcht erstarrten. "Ich liebe diese Bahn" "Dieses Rennen war ein Traum", betonte Graf nach ihrem eindrucksvollen Triumph. "Es war vor allem ein Kampf auf psychologischer Ebene mit Ceplak. Aber ich habe gewusst, dass ich im Kopf so stark bin, dass mir nichts passieren kann. Und wenn man dann im Ziel diese Zeit auf der Anzeigetafel sieht, dann ist das natürlich ein besonders erhebendes Gefühl. Ich liebe diese Bahn!" Nächstes Ziel: Weltrekord Angesichts dieser Leistung in Belgien ist der Uralt-Weltrekord für die Olympia-Zweite und Vizeweltmeisterin nun keine Utopie mehr, auch wenn dieser 24/100 Sekunden unter ihrer Freiluft-Bestmarke von 1:56,64 (25.2.2000 Olympiafinale in Sydney) liegt. Denn im Gegensatz zu Belgien, wo Lokalmatadorin Sandra Stals, Hallen-EM-Dritte 2000 in Gent, anfangs für hohes Tempo sorgte, sollen in Birmingham noch bessere Tempomacherinnen engagiert werden. Und außerdem hat Graf immer gesagt, dass sie erst auf der "superschnellen Bahn" in Birmingham den großen Angriff auf die 1:56,40 Sekunden unternehmen wird. Für die anderen ÖLV-Athleten lief es auch nicht schlecht. Sprinterin Karin Mayr, durch einen Bändereinriss im linken Knöchel gehandicapt, wurde in 7,40 Sekunden immerhin Achte über 60 m, der Kärntner Elmar Lichtenegger landete über 60 m Hürden in 7,57 an vierter Stelle. Erneut Weltrekord für Feofanowa Swetlana Feofanowa hat auch beim Hallen-Leichtathletik-Meeting in Gent für den internationalen Höhepunkt gesorgt. Die 21-jährige Russin überquerte in der Flandern-Arena 4,73 m und verbesserte damit ihren erst am Mittwoch in Stockholm aufgestellten Weltrekord um einen weiteren Zentimeter. Es war bereits der dritte Weltrekord für Feofanowa innerhalb von 14 Tagen. Die Wienerin Doris Auer wurde mit 4,23 m Fünfte. Jahresweltbestzeit für Schweizer Bucher Neben Graf hinterließ auch der Schweizer Andre Bucher einen tollen Eindruck über 800 m. Der Weltmeister von Edmonton lief gleich beim seinem Saisonauftakt in 1:45,80 Minuten Jahresweltbestzeit. Der Kenianer Mark Bett sorgte mit 27:50,29 Minuten über die selten in der Halle gelaufenen 10.000 m (50 Runden!) sogar für eine Weltbestzeit, da unter dem Dach nur Weltrekorde bis 5.000 m offiziell geführt werden. Mit Stefan Matschiner, der über 1.500 m in 3:46,19 Minuten Achter wurde, qualifizierte sich der bereits 21. ÖLV-Aktive fix für die Hallen-Heim-EM in Wien (1. bis 3. März). (APA)