München/Berlin - Die Furcht vor einem größeren Einstieg des australoamerikanischen Medienunternehmers Rupert Murdoch in den deutschen Medienmarkt ruft nun die Politik auf den Plan: Für die hochverschuldete Kirch-Gruppe wird nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung über eine "nationale Lösung" nachgedacht."Niemand hat ein Interesse, Murdoch den roten Teppich auszurollen", wird ein führender Vertreter der rot-grünen Regierungskoalition in Berlin zitiert. Die Absicht des Medienriesen, über seine 22-prozentige Beteiligung an Leo Kirchs Abofernsehen Premiere nun in den gesamten Konzern einzusteigen und ihn so vor dem finanziellen Ruin zu retten, sorgt für Nervosität. Murdochs Medien etwa in Großbritannien sind für ihre politischen Kampagnen berüchtigt. Die "nationale Lösung" Die "nationale Lösung" im Detail: Der Kirch-Konzern soll aufgespalten und "gesundgeschrumpft" werden. Seine rund 40 Prozent am Verlagskonzern Springer soll der Medienhändler an andere Verlage abgeben - Interesse zeigten etwa WAZ und Holtzbrinck. Zudem soll die Beteiligung an der Formel 1, die Kirch erst 2001 für mehr als eine Milliarde Euro erworben hat, an Autokonzerne wie DaimlerChrysler abgegeben werden. Die in der Formel 1 engagierten Autoriesen wollen freilich nach bisherigen Plänen ab 2008 eine eigene Rennserie starten. Aus der Finanzbranche kann die mit sechs Milliarden Euro verschuldete Kirch-Gruppe offenbar keine weiteren Kredite erwarten (DER STANDARD berichtete). Deutschen Medienberichten zufolge will nun aber die Bayerische Landesbank einen fälligen Großkredit über 2,2 Milliarden Euro zumindest bis Jahresende verlängern. Keine so schlechte Bilanz Die Bilanz der Kirch-Tochter ProSieben Sat.1 fiel für 2001 indes nicht so schlecht aus wie erwartet: Nach vorläufigen Zahlen erzielte die TV-Gruppe einen Gewinn von 68 Millionen Euro, um 27 Prozent weniger als 2000. (jed/DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 7. Februar 2002)