Die Rollen sind klar verteilt und entsprechen den innen- politischen Grenzmarkierungen, wie sie unter Schwarz-Blau abgesteckt zu sein scheinen: hier ÖVP und FPÖ, die - mit ihrer Regierungsmehrheit im Hintergrund - Ausgliederung und, wie gleichzeitig betont wird, Erschlankung und Verbesserung der heimischen Lebensmittelkontrollen im Rahmen der neuen Ernährungsagentur durchziehen. Dort SPÖ und Grüne, die gegen diese Umstrukturierung auf das Schärfste protestieren und ein Ende jeder unabhängigen Testtätigkeit befürchten. Dazwischen nichts und niemand, von den Konsumenten einmal abgesehen. Und von den verunsicherten Mitarbeitern der betroffenen Untersuchungsinstitute.

Die neue Agentur sei "ein großer Wurf", werde "eine Kontrolle garantieren, die von Feld und Stall weg die Interessen der Verbraucher verfolgt", lobten Landwirtschafts- und Gesundheitsminister ihres Geistes (und Finanzminister Grassers Sparwillens) Kind. Die Agentur werde "keinen Millimeter mehr an Sicherheit bringen", konterte SPÖ-Konsumentensprecherin Sima, weil in Zukunft landwirtschaftliche Produzenten und Produkte durch Agrarbehörden kontrolliert würden.

Fest steht, dass Molterers Mannen während der Vorbereitungsarbeiten für die Agentur das Heft niemals aus der Hand gaben. Und dass der weitaus kürzer als sein landwirtschaftlicher Kollege im Amt befindliche Haupt die Interessen seines Ressorts nicht mit vergleichbarer Verve einbringen konnte. Fest steht auch, dass nicht nur die Ansichten der Opposition, sondern auch die Einwände von Fleischskandalaufdeckern, von Tierschützern und von Konsumentenvertretern keinen Einfluss auf das Agenturkonzept hatten. Bleibt also abzuwarten, ob sich das Wurfgeschoß nicht doch als Bumerang entpuppt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.2.2002)