Singapur/Wien - Ihren spektakulärsten Erfolg gegen El Kaida haben die Terrorfahnder in den vergangenen Wochen nicht in Afghanistan, sondern in Südostasien gelandet: 13 mutmaßliche Mitglieder der Terrororganisation seien in Singapur gefasst worden, gab die Regierung des Stadtstaats Mitte Jänner bekannt und vereitelte damit wohl Pläne für Bombenanschläge auf US-Militärbusse und Kriegsschiffe vor der Stadt. Verhaftungen gab es ebenso in Malaysia, Indonesien und auf den Philippinen.
Dass Südostasien zum Rückzugsgebiet für El Kaida- Kämpfer geworden ist, gilt unter Regierungspolitikern und Islamexperten in der Region als ausgemacht. Bin-Laden- Anhänger, die Jahre zuvor über verschiedene militante Muslimorganisationen in Südostasien nach Afghanistan gelangten und dort durch die Trainingslager der El Kaida gingen, dürften nun zurück in ihren Heimatländer sein. Politische Instabilität und die geographische Unübersichtlichkeit - 17.000 Inseln und Atolle zählt allein Indonesien - erleichtern Terroristen das Untertauchen, worauf vor allem der stellvertretende US-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz, ein früherer Botschafter in Jakarta, immer wieder hinweist. Video in Afghanistan Die Intervention der USA in Afghanistan und der Sturz des Talibanregimes haben dabei die Serie von Verhaftungen erst möglich gemacht. So stießen die Polizeibehörden in Singapur auf die mutmaßlichen El Kaida-Verbindungsmänner, als in den Trümmern eines Hauses in Afghanistan ein Video mit Aufnahmen US-amerikanischer Einrichtungen in Singapur aufgetaucht war. Die 13 Verhafteten sollen der Jemaah Islamiyah angehören, einer kleinen Untergrundgruppe mit Verbindungen in andere südostasiatische Länder. Ibrahim Maiden, der 51-jährige Führer der Gruppe in Singapur, absolvierte 1993 eine militärische Ausbildung in Afghanistan. Der Kopf der Jemaah Islamiyah sitzt wiederum in Malaysia. Die Behörden nahmen dort unter dem weiten Rahmen des Internal Security Act an die 45 Islamisten oder mutmaßliche Terroristen fest - mehrere der Flugzeugentführer vom 11. September hielten sich in den Monaten vor dem Anschlag in Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur oder auf den Philippinen auf. Camps auf Sulawesi Unklarer sind die Verbindungen der El Kaida nach Indonesien. Schon bald nach den Terroranschlägen in den USA wurde als eine der internationalen El Kaida-Führungsfiguren der Indonesier Parlindungan Siregar genannt. Auch der Führer der Jemaah Islamiyah, ein 30-jähriger Indonesier, von dem nur der Name "Sammy" bekannt ist, soll Indonesier sein und ist von den Behörden in Singapur festgenommen worden. Indonesiens Geheimdienstchef Hendropriyono sorgte für Verwirrung, als er vergangenen Dezember erklärte, el Kaida habe zwei Ausbildungslager auf Sulawesi errichtet, und ihm Minister später widersprachen. US-Regierungsvertreter haben mittlerweile aber zu verstehen gegeben, dass die Insel durchsucht werde - es wäre ein Beispiel für "verdeckte" Operationen im Antiterrorkrieg der USA. Eine offene Operation führt das US-Militär nicht weit entfernt auf den Südphilippinen gegen die Abu-Sayyaf-Rebellen durch. (mab) (DER STANDARD, Printausgabe, 7.2.2002)