Wien - Während beim Verkauf des Postbusses an die ÖBB nichts weitergeht, wälzt die Postbus AG Expansionspläne. Da passt es, dass in der Slowakei die Privatisierung von 17 staatlichen Linienbusgesellschaften angelaufen ist. Davon wurden neun bereits in Aktiengesellschaften umgewandelt. Zum Verkauf stehen vorerst jeweils nur 49 Prozent, es gibt aber eine Option auf weitere 17 Prozent. Im Visier hat Österreichs größte Linienbusgesellschaft die SAD Bratislava und die SAD Dunajska Streda (etwa 60 Kilometer von Bratislava entfernt), verlautet aus Postbus-Aufsichtsratskreisen. Eine Spazierfahrt wird das nicht, denn laut slowakischem Privatisierungsministerium haben zehn Investoren aus ganz Europa Interesse angemeldet, darunter die zum französischen Medien- und Mischkonzern Vivendi gehörende Nahverkehrstochter Connex. Franzosen kommen Connex möchte gleich bei allen 17 slowakischen Busfirmen einsteigen. Zur Erinnerung: Wie DER S TANDARD exklusiv berichtete, hat Connex auch massives Interesse am Postbus angemeldet. Finanzminister Karl-Heinz Grasser hat die ÖIAG dem Vernehmen nach mit der Evaluierung beauftragt. Die Alternative wäre der Verkauf der 1600 gelben Busse an die ÖBB. Der Postbus will in einem ersten Schritt 3,63 Mio. EURO (50 Mio. S) in die Osterweiterung investieren, davon würden 90 Prozent als Eigenkapital in die erworbenen Unternehmen und zehn Prozent an den slowakischen Privatisierungsfonds gehen. Die Abgabefrist endet am 21. Februar, der Postbus-Finanzausschuss will am Tag davor entscheiden. Wenig Chancen für Bahnbus-Kauf Wenig Chancen auf Realisierung dürfte indes der von Postbus-Betriebsratschef Robert Wurm initiierte Kauf der rund 800 Busse starken Bahnbusflotte durch den doppelt so großen gelben Rivalen haben. Wurm will die erlahmte Debatte um eine große Nahverkehrsbusgesellschaft wieder ankurbeln und im Finanzausschuss die Aufnahme von Kaufverhandlungen mit der ÖBB beantragen. Den Unternehmenswert des Bahnbusses schätzt Wurm auf 58 Mio. EURO. In der ÖIAG hält man von diesen Plänen nichts, denn der ÖBB-Bus stehe nicht zum Verkauf, und der Deal bringe auch kein Geld. Das vom Vorstand vorgelegte provisorische Budget 2002, das Investitionen in Höhe von 25 Mio. EURO für 150 neue Autobusse vorsieht, wurde zurückgewiesen. Eine offizielle Stellungnahme der ÖIAG liegt freilich nicht vor. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Printausgabe 7.2.2002)