Berlin - An Forschungseinrichtungen gibt es unterschiedliche Strukturen und Leitbilder, dennoch wiederholt sich ein und dasselbe Muster: Frauen sind weiterhin von Spitzenpositionen ausgeschlossen. Es herrscht eine "gläserne Decke". Eine "männliche Arbeitskultur" und informelle Machtstrukturen sind wichtige Ursachen dafür. Das ist das Ergebnis einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung . Die Forscherinnen gingen dabei dem Phänomen nach, dass Frauen nach wie vor in den Führungspositionen der Wissenschaft kaum vertreten sind. "Führung in der Forschung ist weiterhin eine geschlossene Veranstaltung", erklärte Hildegard Matthies vom WZB. Die Asymmetrie zwischen den Karriereverläufen halte sich hartnäckig, und Männer seien weiterhin erfolgreicher in der Wissenschaft. Zwei Ursachen grenzten Frauen aus: die männliche Arbeitskultur und die Informalität. Diese männliche Arbeitskultur kenne nur berufliche Verpflichtungen und verlange eine stete Verfügbarkeit für die Wissenschaft. "Es ist wie ein Rennen, bei dem nur siegen kann, wer immer dabei ist", so Matthies. Diese Kultur benachteilige alle, die sich den Spielregeln nicht unterwerfen können oder wollen, die noch andere Bindungen pflegten wie Familie oder Freunde. Außerdem würde Frauen unabhängig von ihrer tatsächlichen Lebenssituation die familiäre Pflicht zugeschrieben. "Informalität" bezieht sich in diesem Zusammenhang auf die Ressourcenverteilung und die persönliche Förderung. "Wer eingebunden ist in die inoffiziellen Netze, macht leichter Karriere", sagte Matthies. Der Zugang zu diesen informellen Kreisen und Informationswegen gestaltet sich laut Studie für Frauen schwerer als für Männer. Faire Spielregeln existierten ebenfalls nicht. "Gläserne Decke" Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass obwohl die Deutungsmuster von Geschlecht sehr unterschiedlich ausfallen, sich die Situation für Frauen kaum ändert. In jedem Institut, das in die Studie einbezogen wurde, herrscht eine andere Organisationskultur, und die Art der Zusammenarbeit, das Selbstverständnis sind sehr unterschiedlich. Doch eins ist überall gleich: Die "gläserne Decke" konnte bislang von den Frauen nicht aufgebrochen werden, sie sind in Führungspositionen immer seltener anzutreffen. Das Projekt erkannte eine große Übereinstimmung zwischen den Geschlechtern, was die beruflichen Ziele und das berufliche Selbstverständnis betrifft. Unterschiede bestehen jedoch in den Deutungsmustern, mit denen die Geschlechterasymmetrien in der Forschung erklärt werden. So herrscht in einem Institut die Wahrnehmung vor, das Geschlecht spiele für die Karriere keine Rolle. In einem anderen Institut ist die Meinung führend, die Reproduktionsfähigkeit der Frau sei das "Kardinalproblem". Eine dritte Begründung lautet, Männer und Frauen hätten unterschiedliche Einstellungen zu Karriere und Lebensplanung. (pte)