Kinshasa - Die Regierung der Demokratischen Republik Kongo hat sich zurückhaltend zur Entschuldigung der ehemaligen Kolonialmacht Belgien für die Ermordung des ersten kongolesischen Ministerpräsidenten Patrice Lumumba geäußert. Der dem Land durch den Mord zugefügte Schaden sei mit Geld nicht aufzuwiegen, sagte Kommunikationsminisgter Kikaya bin Karubi am Mittwoch. Der Tod Lumumbas im Jahr 1961 habe Kongo in eine bis heute andauernde politische, soziale und wirtschaftliche Krise gestürzt. Karubi reagierte damit auf eine Geste der belgischen Regierung vom Vortag. Diese hatte sich offiziell für Belgiens Rolle bei der Ermordung Lumumbas entschuldigt und finanzielle Unterstützung zugesagt. Der Minister äußerte sich positiv über Belgiens "mutiges Anerkennen der historischen Verantwortung." Die Regierung in Kinshasa müsse in Bezug auf eventuelle Reparationszahlungen erst zu einer einheitlichen Linie finden, erklärte er. Politiker und Intellektuelle standen der belgischen Entschuldigung zum Teil zwiespältig gegenüber. "Die Belgier machen das jetzt, weil sie wissen, dass es sie nichts kostet," sagte der Kommunikationswissenschaftler Valere Mulopo Kisweko. Oppositionschef hofft auf Aufklärung der Umstände des Mordes Zudem wurden Forderungen laut, die seinerzeit am Komplott gegen Lumumba beteiligten Kongolesen sollten ebenfalls Farbe bekennen. "Belgien hat nach über 40 Jahren seine Fehler eingestanden, jetzt sollten auch die Kongolesen den Mut dazu finden," erklärte Honorius Kisimba Ngoy, Chef der "Föderalistisch-nationalistischen Union Kongos" (UNAFEC). Andre Atundu, Chef der Oppositionsbewegung ODINA, hoffte auf eine baldige Aufklärung der Hintergründe: "Mit der Zeit werden alle, die heute ihre Beteiligung verschleiern wollten, gestorben sein. Spätestens dann kommt die ganze Wahrheit ans Licht," erklärte Atundu. Atundu kritisierte das Fehlen eines kongolesischen Vertreters in dem von Belgien ins Leben gerufenen Lumumba-Fonds: "Das kongolesische Volk hat unter Lumumbas Tod genauso gelitten wie seine Familie." Der von der belgischen Regierung angekündigte Fonds zur Unterstützung der kongolesischen Demokratie soll mit 3,75 Millionen Euro ausgestattet werden. Das Schicksal Lumumbas hatte zwei Jahre lang einen Untersuchungsausschuss des belgischen Parlaments beschäftigt. Die belgischen Abgeordneten hatten im vergangenen Herbst "bestimmten Ministern und anderen Akteuren" aus Belgien eine moralische Verantwortung für die Ermordung des demokratisch gewählten Premiers zugewiesen.(APA)