Ein Jahr konnte die schwarz-blaue Koalition ihre Sparpakete unter dem gnädigen Deckmantel einer ausgezeichneten Konjunktur verstreuen, am Arbeitsmarkt war davon wenig zu spüren. Und auch im zweiten Jahr, als die Stagnation die Arbeitslosenzahlen nach oben trieb, trat sie Kritikern noch mit Verweis auf weiter steigende Beschäftigtenzahlen entgegen.Seit Vorliegen der Arbeitsmarktdaten vom Jänner ist es aber auch damit vorbei: Die Beschäftigung ist zu Jahresbeginn in Österreich so stark eingebrochen wie zuletzt vor fünf Jahren. Wirklich überraschend kommt auch dies freilich nicht: Schon im vergangenen Jahr ist das Beschäftigungswachstum zum Stillstand gekommen. Dass 2001 unter dem Strich immer noch mehr Jobs herauskamen, war dem mittlerweile auf rund ein Fünftel angestiegenen Anteil der Teilzeitjobs an der Gesamtzahl der Beschäftigungsverhältnisse zu verdanken. Das Gesamtvolumen an Arbeit ist wohl schon damals geschrumpft. Dies weist auf strukturelle Umbrüche am Arbeitsmarkt hin und sollte auch vor der Illusion bewahren, dass allein mit wieder anspringender Konjunktur die Arbeitsmarktlage automatisch wieder ins Lot kommt. Wer wirklich dauerhaft Beschäftigung absichern will, muss viel mehr als bisher in langfristig orientierte Qualifikationsmaßnahmen investieren, die Problemgruppen am Arbeitsmarkt mehr Perspektiven eröffnet. Dies war ja schon im 1997 gegenüber der EU als Verpflichtung eingegangenen "Nationalen Beschäftigungspakt" angelegt. 2002 wird für ihn zum Jahr der Abrechnung: Das bescheidene Ziel von 100.000 neuen Jobs wird er wohl erreichen, das anspruchsvollere einer von 4,5 auf 3,5 Prozent gesenkten Arbeitslosenrate aber klar verfehlen. Im Gegensatz zum Stabilitätspakt hat sich Brüssel dafür aber keine Sanktionen ausgedacht. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 6.2.2002)