Mensch
Stammzellenentnahme aus Nabelschnurblut in immer mehr Spitälern
Bereits über 60 Krankenhäuser in Österreich
Linz - Immer mehr österreichische Krankenhäuser bieten
werdenden Müttern die Möglichkeit, unmittelbar nach der Geburt
Stammzellen aus der Nabelschnur zu gewinnen. Diese Zellen können
später dem Kind - oder anderen Blutsverwandten - im Falle einer
schweren Krankheit zugute kommen. Die Leipziger Firma Vita 34, einer
von drei auf diesem Sektor in Europa tätigen Unternehmen,
präsentierte am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Linz Zahlen und
Erfahrungen zum Thema. Die Entnahme des Nabelschnurbluts erfolgt unmittelbar nach der
Entbindung. Der Vorgang, bei dem im Durchschnitt rund 80 Milliliter
gewonnen werden, dauert nur etwa eine halbe Minute und ist risiko-
und schmerzfrei. Die Zellen werden schnellstmöglich ins Labor
gebracht, dort untersucht und anschließend eingefroren. 99 Prozent
aller Frauen seien geeignet, schätzte der Linzer Gynäkologe Gerald
Hartmann auf der Pressekonferenz. Gründe, die einem Erfolg des
Verfahrens im Wege stehen könnten, seien etwa eine Erkrankung der
Mutter oder eine ungenügende Menge an Nabelschnurblut.
Entscheidet sich eine Frau für das Verfahren, müsse sie vor der
Entbindung einen Vertrag mit der Firma, die die Lagerung durchführt,
schließen, erklärte Susanne Engel von Vita 34 das Prozedere. Er regle
unter anderem das Eigentumsrecht über die eingelagerten Zellen.
Dieses liege beim Kind bzw. bei seinen Eltern als Vormund. Nach
Ablauf der vereinbarten Aufbewahrungszeit könne das Kind dann
entscheiden, ob die Stammzellen weiter aufbewahrt, vernichtet oder
zur Forschung freigegeben werden sollen. Einen Handel mit den Zellen
schließe der Vertrag dezidiert aus. Die Kosten dieser "biologischen
Lebensversicherung" liegen - im Falle von Vita 34 - zwischen 1.800
Euro für eine 20-jährige Aufbewahrung und 3.100 Euro für 99 Jahre.
"Stammzellenbank" wird beim Roten Kreuz in Oberösterreich eingerichtet
Vor überzogenen Erwartungen und auch vor Geschäftemacherei im
Zusammenhang mit den Stammzellen aus Nabelschnurblut warnte am
Dienstag der oberösterreichische Landesrat Walter Aichinger (V).
Aichinger gab in diesem Zusammenhang bekannt, dass das Rote Kreuz in
Oberösterreich derzeit eine "Stammzellenbank" einrichtet, "die nach
dem Gemeinnützigkeitsprinzip" aufgebaut und der Allgemeinheit
zugänglich sein werde. Schon nach Ostern werde die neue
Stammzellenbank ihre Tätigkeit aufnehmen.
Zugleich werde die Forschung forciert, betonte Aichinger. Auch die
Vertreter des Roten Kreuzes in Oberösterreich kündigten entsprechende
wissenschaftliche Aktivitäten im Bereich der Stammzellenentnahme an.
(APA)