Film
"Schamlos" - Das Interesse am Körper
Filmarchiv Austria zeigt österreichische Spielfilme von 1965-1983
Wien - Unter dem Titel "Schamlos" zeigt das Filmarchiv
Austria von 8. Februar bis 12. März im Wiener Imperial Kino eine
umfangreiche Revue österreichischer Spielfilme von 1965-1983. Im
Fokus der Retrospektive stehen vergessene, verdrängte oder
ausgesperrte Traditionslinien des österreichischen Filmschaffens aus
dem Jahrzehnt vor der Installierung der österreichischen
Filmförderung (1981).
"System der Verhinderung"
Es war eine Epoche, die rein statistisch ein so geringes
Produktionsaufkommen verzeichnet wie selten zuvor in der
österreichischen Filmgeschichte. 1970 etwa wurden ganze vier Filme
produziert, nur 1945 waren es weniger, 1946 gleich viele. Die vor
allem im Genre des Heimatfilms nach Kriegsende florierende heimische
Filmlandschaft hatte bereits Mitte der 60er Jahre ihr Publikum an das
Fernsehen und an Hollywood verloren. Die heimischen Filmemacher
waren konfrontiert mit einer, so das Filmarchiv Austria, "Atmosphäre
der Ignoranz und des Desinteresses", einem "System der Verhinderung",
in dem viele Filmschaffende punktuell oder ständig auf öffentlich-
rechtliche Fernsehanstalten im deutschsprachigen Raum angewiesen
waren, um kontinuierlich produzieren zu können. Das Resultat war ein
"Kino der Außenseiter", das "Erstaunliches, Widersprüchliches und
Kurioses" hervorgebracht hat, nicht zuletzt eine Reihe
abenteuerlicher Produktionsgeschichten.
Als Eröffnungsfilm (7.2.) wird jener Streifen gezeigt, von dem die
Reihe den Namen entlehnt hat: Eddy Sallers Sex-and-Crime-Geschichte
"Schamlos" aus dem Jahr 1968, der symptomatisch ist für das
zunehmende Interesse am Körper seit den 60er Jahren.
Weiters werden unter anderem "Drinnen und Draussen" (1983) von
Andreas Gruber, "Kopfstand" (1981) von Ernst Josef Lauscher oder
Georg Lhotzkys Literaturverfilmung "Moos auf den Steinen" (1968)
gezeigt.
(APA)