Technik
Ressels archimedische Schraube treibt seit 175 Jahren Schiffe an
Die am Heck angebrachte Schiffsschraube ist, von Optimierungen in der Formgebung
abgesehen, bis heute unverändert in Verwendung
Wien - Seit 175 Jahren treibt die vom österreichischen
Forstmann Josef Ressel (1793 bis 1857) erfundene archimedische
Schraube Schiffe an. Die am Heck angebrachte Schiffsschraube setzt
sich rasch gegen die bis dahin hauptsächlich verwendeten voluminösen
Schaufelräder durch und ist - von Optimierungen in der Formgebung
abgesehen - bis heute unverändert in Verwendung.
Ressels erste Prototypen waren noch kleine, mit Handbetrieb
ausgestattete Boote. Am 11. Februar 1827 wurde ihm das
österreichische Privilegium (Patent, Anm.) dafür erteilt. Finanzielle
Probleme Ressels verhinderten vorerst weitere Patentierungen und
Produktionen. Auf der Suche nach Geldgebern und Kunden für seine
Erfindung verschlug es ihn bis nach Ägypten. Nach einer Probefahrt
auf dem Nil mit einer - immer noch handbetriebenen - Schraube soll
der ägyptische Vizekönig Mehmed Ali vier Schraubenboote bestellt
haben, allerdings scheiterte die Sache an der Vorfinanzierung.
Versuchsschiff "Civetta"
Mit Hilfe des Triestiner Großhändlers Ottavio Fontana baute Ressel
endlich das erste dampfbetriebene, 18 Meter lange Versuchsschiff
"Civetta". Erstmals war seine Schraube - wie bis heute meist üblich -
am Heck angebracht. Bei einer amtlichen Probefahrt 1829 barst nach
einer halben Seemeile eine Dampfröhre, die "Civetta" musste in den
Hafen zurückgeschleppt werden.
Obwohl der Schraubenantrieb klaglos funktioniert und mit dem
Maschinendefekt nichts zu tun hatte, kündigte Fontana dem Erfinder
die Unterstützung auf, die Triestiner Polizei verbot sogar weitere
Versuchsfahrten. Während sich Ressel wieder seinem Beruf als Förster
zuwandte, wurden seine Konzepte und Pläne, die er etwa bei Vorträgen
präsentiert hatte, kopiert und verwirklicht. So musste er 1940 die
Ankunft eines englischen Schraubendampfers in Triest erleben.
Ressels Erfindung arbeitet bis heute mehr oder weniger
unverändert. Im Prinzip handelt es sich um meist drei bis sieben aus
einer archimedischen Spirale herausgeschnittene Flügel mit einer Nabe
als Mittelpunkt. Durch den tragflügelartigen Querschnitt saugen die
Flügel an der Vorderseite Wasser an und stoßen es an der Rückseite
nach hinten ab.
Ab einer gewissen Leistung und Geschwindigkeit gibt es allerdings
Probleme mit der so genannten Kavitation. Dabei wird der Sog so
stark, dass durch den Unterdruck das Wasser schlagartig verdampft,
was den Wirkungsgrad der Schraube senkt, zu Vibrationen und höherem
Verschleiß führt. Durch besonders schlanke, keilförmige Flügel kann
dies vermieden werden. (APA)