Unternehmen
Ryanair: Gewinnanstieg trotz Terror
Analysten sehen irischen Billigflieger künftig im Konzert der großen Airlines Europas mitspielen
Dublin - Die in Deutschland expandierende irische
Billigfluglinie Ryanair sieht nach einem Gewinnsprung im abgelaufenen
Geschäftsquartal zunehmend Chancen, von der Krise der
Luftfahrtindustrie nach dem 11. September zu profitieren. "Während
die europäischen Fluggesellschaften mit hohen Tarifen Routen
streichen und Dienstleistungen zurückfahren, eröffnen sich uns mehr
und mehr Wachstumsmöglichkeiten", erklärte Ryanair-Chef Michael
O'Leary am Dienstag. Zugleich kündigte der nach Marktkapitalisierung
größte europäische Billigflieger die Ausgabe neuer Aktien zur
Finanzierung seiner Expansion an. Nach Einschätzung von Analysten
werden die Iren künftig im Konzert der großen europäischen
Fluggesellschaften mitspielen.Mehr Gewinn
Im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2001/2002
verbesserte Ryanair den Gewinn nach Steuern im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum um 35 Prozent auf 28,8 Mill. Euro (396 Mill. S).
Die durchschnittlichen Erträge pro Passagier seien allerdings um zehn
Prozent zurückgegangen. Dies sei größtenteils auf die Tarifsenkungen
unmittelbar nach dem 11. September zurückzuführen. Die operativen
Kosten stiegen im dritten Quartal den Angaben zufolge um 15 Prozent
und damit langsamer als der Umsatz. Die Auslastung der Maschinen habe
auf 79 Prozent zugenommen, das Passagieraufkommen um 30 Prozent auf
2,7 Millionen Fluggäste.
In Deutschland hatten die Iren die Lufthansa mit vergleichender
Werbung unter Druck gesetzt, gegen die sich die Kranichlinie
juristisch zur Wehr setzte. Dabei war Ryanair per Gericht untersagt
worden, den Flughafennamen "Frankfurt-Hahn" zu verwenden. Nach
Angaben O'Learys will Ryanair vom Flughafen Hahn im Hunsrück aus, der
rund 100 Kilometer von Frankfurt entfernt liegt, in Kürze sieben neue
Routen fliegen.
Neue Maschinen
Das Unternehmen kündigte ferner an, bis zu 26 Mill. neue Aktien
und damit rund 3,6 Prozent seines aktuellen Aktienkapitals an
institutionelle Investoren in Europa auszugeben. Damit solle der Kauf
von bis zu 100 neuen Boeing-737-800-Maschinen von Dezember 2002 bis
Dezember 2008 finanziert werden.
Sprung an die Spitze
Analysten sehen Ryanair vor dem Sprung in die Spitze der
europäischen Luftfahrtindustrie. Die Fähigkeit, Tarife,
Flugstreckenauslastung und operative Kosten schnell den Änderungen
des Marktumfelds anzupassen, ermögliche Ryanair eine starke
Geschäftsentwicklung, hieß es in einer Expertenstudie von ABN Amro.
Der Billigflieger hält seine Tarife niedrig, indem er Tickets über
das Internet verkauft, die Bordverpflegung extra berechnet und
Bodenzeiten für seine Flugzeuge verkürzt.
Die Ryanair-Aktien verloren am Dienstag an der irischen Börse in
einem sehr schwachen Gesamtmarkt 7,47 Prozent auf 6,32 Euro.
Analysten führten den Kursrutsch auf die geplante Aktienemission
sowie Sorgen über die durchschnittlichen Erträge pro Passagier
zurück. (APA/Reuters)