Wien - Im Zuge des "Frächterskandales" intensivieren die Behörden ihre Kontrollen. Dies führt in Einzelfällen zu Fahrzeitverlängerungen von bis zu vier Stunden. Solche Probleme seien symptomatisch für die Arbeitsbedingungen im Frächtergewerbe, belegt eine Umfrage des "Standard" unter österreichischen Transportunternehmen. Wirtschaftliche Einbussen in der ohnehin von Preiskämpfen gezeichneten Branche werden befürchtet. "Bei einem Fuhrpark von rund 100 LKW und Betriebskosten von rund 60 Euro pro Stunde und LKW, können Stehzeiten durchaus zur Belastung geraten", meint dazu Franz Rumpelmaier, Leiter des oberösterreichischen Speditionsunternehmen Interliner. Der Schaden entstehe aber nicht durch Kontrollen, sondern vor allem durch die pauschale Stigmatisierung der Branche. Das führe zu einem langfristigen Imageschaden. "Versagt hat vor allem die Politik. Es ist heute osteuropäischen Frächtern ohne rechtliche Verstöße möglich, zu fünf Prozent der in Österreich üblichen Kosten ihre Waren in die EU zu transportieren. Das führt zu einem enormen Druck für die heimischen Transportunternehmen." Diesem Druck sei auch der derzeit in Luxemburg inhaftierte niederösterreichische Transportunternehmer Karl Kralowetz erlegen, der nur mehr in der illegalen Beschäftigung von Lastkraftfahrern einen Ausweg aus der wirtschaftlichen Misere gesehen habe. Änderungsbedarf in der Politik sahen auch die Diskutanten der ORF-Sendung "Betrifft" am Sonntag. Wirtschaftsprüfer Andreas Körninger nach, liegt das Problem in den unterschiedlichen Rechtsbedingungen der einzelnen europäischen Staaten, die oft keine Pflichtversicherung vorsehen. Fahrer, die nicht im Sozialsystem stehen, würden den Unternehmen Wettbewerbsvorteile bringen. Ins Strafgesetzbuch .... Transportgewerkschafter Georg Eberlewerkschafter fordert zudem, dass illegale Beschäftigung ins Strafgesetzbuch aufgenommen wird. In Deutschland sei diese schon der Fall. Auch Rainer Kralowetz, Bruder des inhaftierten Karl Kralowetz, kommt in der ORF-Sendung zu Wort und weist die Vorwürfe gegen das Unternehmen zurück. Sein Bruder habe in seinem Betrieb zwar auch Ausländer beschäftigt, diese seien aber ordnungsgemäß in Österreich angemeldet und würden zumindest nach dem Kollektivvertrag be zahlt. Das Gros der Fahrer seien aber Österreicher. Dies untermauern auch Zahlen vom Arbeitsmarktservice. Rund 15.387 Lkw-Fahrer sind bei 1.100 freien Stellen in Österreich arbeitslos gemeldet. Viele Fahrer würden aber unter den von den Betrieben gebotenen Bedingungen nicht fahren wollen. Gerade Fahrzeitüberschreitungen sind für Lenker ein Risiko: Wird ein Fahrer aufgehalten, hat er die nicht unbeträchtliche Strafe oft aus eigener Hand zu bezahlen. (nef, Der Standard, Printausgabe, 05.02.02)