Wien - Die Missstände in der Schweinehaltung lägen auf dem Tisch, und manchem Fleischkonsumenten habe es zumindest zeitweise den Appetit verschlagen. Aber "an der Wurzel des Problems, den nicht artgerechten Haltungsbedingungen der Tiere selbst, hat sich nichts verändert", zieht Michael Buchner von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten Schweinemastskandal-Zwischenbilanz.Vier Pfoten-Buch vom Markt genommen Rund ein Jahr ist es her, als Razzien in Österreich und Bayern Hinweise auf massiven Einsatz illegaler Schweinearzneimittel - Tetrazykline, Impfstoffe, Antibiotika - erbrachten. Vorangegangen waren 15-monatige Recherchen der Vier Pfoten, die in Buchform publiziert wurden. Das Buch musste mittlerweile vom Markt genommen werden. "Die Ermittlungen in Österreich gingen nur schleppend voran", heißt es nun in einem zusammenfassenden Vier- Pfoten-Bericht. Kritisiert werden "Fehler bei den Probenahmen" - "Im Herbst 2001 war die Hälfte der eingelangten Substanzen im Labor der Bundesanstalt für Lebensmitteluntersuchung nicht untersucht" - sowie "merkwürdige Amtshandlungen": So habe die Mutter des in U-Haft befindlichen deutschen Veterinärs Roland Fechter die Bewilligung erhalten, Tierarzneien aus dem Fundus ihres Sohnes "zu günstigen Bedingungen zu verkaufen". Arznei für einen Monat Auf gesetzlicher Ebene werde das in Reaktion auf den Skandal in Auftrag gegebene Tierarzneimittelkontrollgesetz "den gegenseitigen Effekt wie die proklamierten Ziele" zeitigen. Statt eines Verbots für Landwirte, mehr als einen Tagesbedarf an Arzneimittel zu lagern, sei es Tierärzten gestattet worden, den Bauern die für einen Monat notwendigen Mengen zu verschreiben. Und auch mit der am 12. Februar 2002 im Parlament zu Beschluss stehenden Agentur für Ernährungsicherheit gehe man den falschen Weg: "Das ohnehin bestehende 'Kompetenzwirrwarr' wird zusätzlich verschärft." (Irene Brickner, Der Standard, Printausgabe, 05.02.02)